Startprobleme

Aus T4-Wiki
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Dieser Artikel befasst sich in Checklistenform mit den üblichen Problemen beim Kaltstart oder Warmstart beim Dieselmotor. Die Vorgehensweise bei der Fehlersuche beim Benzinmotor wird im Artikel Bardi's Liste behandelt.

Allgemeine Informationen

Es wird vorausgesetzt, dass der korrekte Kraftstoff getankt wurde, und dass die Motoreinstellung zum Kraftstoff passt (Bio-Disel, PÖL).

Als Kaltstart wird ein Anlassversuch bezeichnet, der bei einer Motortemperatur unterhalb der Vorglüh-Temperatur durchgeführt. Der Warmstart erfolgt bei einer höheren Temperatur.


Fallunterscheidungen

Anlasser dreht nicht oder nur mühsam

Kalt- und Warmstart

  1. Batterie prüfen, aufladen oder ggf. ersetzen.
    1. Spannungsmessung.
    2. Messung des Ruhestroms bei einer abgenommenen Polklemme.
    3. Messung der Ladespannung, wenn der Motor wieder läuft.
    4. Zustand und Befestigung der Polklemmen.
    5. Zustand und Befestigung der Masseverbindung zum Motorblock.
  2. Zündanlassschalter prüfen.
    1. Kontakt Kl.50 durchmessen.
  3. Anlasser prüfen.
    1. Messung der Spannung an sämtlichen Anschlüssen (Zündschlüssel auch in Stellung Anlassen).
    2. Verkabelung von der Batterie zum Anlasser
  4. Typische Symptome eines Defektes der Zylinderkopfdichtung prüfen (Wasser in Zylindern).


Anlasser läuft sehr schnell hoch, dreht den Motor aber nicht

Kalt- und Warmstart

  1. Magnetschalter des Anlassers prüfen.


Motor wird vom Anlasser gedreht, springt aber nicht an

Kaltstart

  1. Glühanlage prüfen. Siehe auch unten Kommentar Glühanlage.
    1. (SD) Bei Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt.
    2. (TDI) Nur bei Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes und darunter.

Kalt- und Warmstart

  1. Zündanlassschalter prüfen.
    1. Kontrollleuchten im Kombiinstrument prüfen.
    2. Kontakt Kl.15 durchmessen.
  2. (TDI) Relais 109 prüfen.
  3. Wegfahrsicherung prüfen.
    1. Prüfen, ob ein Anlassen mit anderen Schlüsseln möglich ist.
  4. Kraftstoffversorgung einschließlich Kraftstoffabschaltventil prüfen. Siehe auch unten Kommentar Kraftstoffversorgung.
  5. Förderbeginn überprüfen.
    1. (SD) Verhalten bei gezogenem bzw. nicht gezogenem Kaltstartbeschleuniger (KSB) testen. Ggf. statische Einstellung der ESP prüfen.
    2. (TDI) Förderbeginn auslesen und ggf. einstellen und ggf. statische Einstellung der ESP prüfen.
  6. Motorsteuerung (Zahnriemen) prüfen
  7. Bei TDI-Motoren ab 09/2000 Stellung der Saugrohrklappe prüfen.
  8. Kompression prüfen.


Motor startet, geht aber nach wenigen Sekunden wieder aus

Kalt- und Warmstart

  1. Kraftstoffversorgung prüfen. Siehe auch unten Kommentar Kraftstoffversorgung.
  2. Bei TDI-Motoren ab 09/2000 Stellung der Saugrohrklappe prüfen.
  3. Wegfahrsicherung prüfen.


Motor startet erst nach mehreren Anlassversuchen, raucht ggf. (anfangs) stark

TDI

Siehe Kommentar Förderbeginn.

Weisser Rauch

Siehe auch unten Kommentar Weissrauch.

Kaltstart
  1. Glühanlage prüfen. Siehe auch unten Kommentar Glühanlage.
    1. (SD) Bei Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt.
    2. (TDI) Nur bei Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes und darunter.
Kalt- und Warmstart
  1. Kraftstoffversorgung prüfen. Siehe auch unten Kommentar Kraftstoffversorgung.
  2. Förderbeginn überprüfen.
    1. (SD) Verhalten bei gezogenem bzw. nicht gezogenem Kaltstartbeschleuniger (KSB) testen. Ggf. statische Einstellung der ESP prüfen.
    2. (TDI) Förderbeginn auslesen und ggf. einstellen und ggf. statische Einstellung der ESP prüfen.
  3. Motorsteuerung (Zahnriemen) prüfen
  4. Einspritzdüsen prüfen.
  5. Typische Symptome eines Defektes der Zylinderkopfdichtung prüfen (Wasser in Zylindern).
  6. Kompression prüfen.


Schwarzer Rauch

Siehe auch unten Kommentar Schwarzrauch.

Kalt- und Warmstart
  1. (SD) Luftversorgung des Motors prüfen.
  2. Förderbeginn überprüfen.
    1. (SD) Verhalten bei gezogenem bzw. nicht gezogenem Kaltstartbeschleuniger (KSB) testen. Ggf. statische Einstellung der ESP prüfen.
    2. (TDI) Förderbeginn auslesen und ggf. einstellen und ggf. statische Einstellung der ESP prüfen.
    3. Geber für Motortemperatur prüfen.
  3. Abgasrückführungsanlage prüfen.
  4. Motorsteuerung (Zahnriemen) prüfen
  5. Einspritzdüsen prüfen.
  6. Kompression prüfen.


Blauer Rauch

Siehe auch unten Kommentar Blaurauch.

Kaltstart
Kalt- und Warmstart
  1. Kompression prüfen.


Kommentare

Weissrauch

Weissrauch deutet in der Regel auf

  • unverbrannten Kraftstoff und/oder
  • im Verbrennungsraum verdampftes Wasser

hin.

Die Ursachen für unverbrannten Kraftstoff sind vielfältig. In der Regel wird aber normal eingesprizt, der Kraftstoff wegen eines Problems mit der Glühanlage oder eines mechanischen Problems (z.B. Kompression) aber nicht ausreichend verbrannt. Aber auch bei einem Defekt einer Einspritzdüse oder unzureichender Kraftstoffversorgung (und dem daraus folgenden unsauberen Einspritzbild) kann es zu Weissrauch kommen.

Wasser kann dann zu Weissrauch führen, wenn die Zylinderkopfdichtung defekt ist oder der Zylinderkopf einen (feinen) Riss hat, wodurch Wasser in den Verbrennungsraum eindringen kann.


Schwarzrauch

Schwarzrauch deutet in der Regel auf eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Motors und eine in der Folge unsaubere, weil unvollständige Verbrennung hin. Für den Sauerstoffmangel können verantwortlich sein:

Eine harmlosere Ursache kann auch noch häufiger Kurzstreckenbetrieb sein. Dabei sammelt sich im Abgassystem Russ an, der nach dem Anlassen und insbesondere beim Erhöhen der Drehzahl raus geblasen wird.


Blaurauch

Blaurauch deutet in der Regel auf die Verbrennung von Motoröl hin. Ursache dafür ist in der Regel Motorverschleiss oder eine mechanischer Defekt (Kolbenringe). Beim Kaltstart kann jedoch eine (oder mehrere) defekte Einspritzdüse(n) für den Blaurauch verantwortlich sein.


Glühanlage

Intakte und korrekt eingestellte TDI-Motoren mit Motorsteuergerät (ACV, AHY, AJT...) sollten unabhängig von der Motortemperatur bis ca. zum Gefrierpunkt auch ohne Vorglühen nach 1 bis 2 Anlasserumdrehungen starten und nach dem Anlassen weitgehend rund und mit stabiler Drehzahl laufen. Tun sie das nicht, liegen in der Regel Probleme in anderen Bereichen vor. Allerdings hat die Glühanlage einen spürbaren Einfluss bei niedrigeren Temperaturen gerade auch nach dem Anlassen in der Leerlaufphase, in der zumindest zeitweise das Nachglühen die Leerlaufstabilisierung erleichtert.
Anders sieht dies bei den Wirbelkammer-Dieselmotoren ohne Motorsteuerung aus. Sie müssen auch bei mäßigen Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt vorgeglüht werden, damit sie beim Kaltstart ohne viel Orgeln anspringen.

Die Glühanlage hat in der Regel keinen nennenswerten Einfluss auf das Warmstart-Verhalten. Eine Prüfung der Vorglühanlage kann man sich in diesem Fall daher meist sparen.


Förderbeginn

Insbesondere bei den TDI-Motoren deutet ein schlechtes Kaltstartverhalten bei niedrigeren Temperaturen (um den Gefrierpunkt) auf eine suboptimale Einstellung des Förderbeginns hin; dies insbesondere, wenn der Motor bei etwas höheren Temperatur ohne Probleme anspringt. Bevor also Reparaturen an der vermeintlich schuldigen Vorglühanlage in Angriff genommen werden, sollte der Förderbeginn per Eigendiagnose überprüft werden.


Kraftstoffversorgung

Bei allen Dieselmotoren führen Probleme mit der Kraftstoffversorgung zu Kalt- und Warmstartproblemen. Und meist hat man es mit 3 typischen Ursachen zu tun, wenn genug Kraftstoff im Tank ist:


Verstopfung

Als Übeltäter kommt hier zunächst der Dieselfilter in Frage. Wurde er längere Zeit nicht entwässert oder gewechselt, sollte er überprüft werden.
Weniger wahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen ist eine Verstopfung einer Kraftstoffleitung z.B. durch einen Gegenstand im Tank oder durch eine mechanische Beanspruchung. Findet man sonst keine Ursache, könnte also ein Blick in den Tank und auf die Leitungen vom Tank über den Dieselfilter hin zur ESP lohnen.
Eine weitere Fehlerquelle ist das Kraftstoffabschaltventil. Wenn es nicht korrekt öffnet, kann nicht genügend Kraftstoff gefördert werden.

Luft im Kraftstoffsystem

Befindet sich Luft im System, kann die ESP (zunächst) nicht ausreichend Kraftstoff fördern. Da sie bei den meisten T4-Dieselmotoren selbstentlüftend ist, sollte sie nach einigem (in dem Fall ungesunden) Orgeln ausreichend Kraftstoff fördern, wenn nicht ein Luftleck besteht, über das ständig Luft ins System kommt.

Ob Luft in den Dieselleitungen ist, kann man an den durchsichtigen Stellen der Kraftstoffleitungen in der Nähe des Dieselfilters und in der Nähe der ESP sehen. Erkennt man an an der ESP-Leitung eine Luftblase, die sich beim Anlassversuch Richtung ESP bewegt, ist möglicherweise bei Wartungsarbeiten nur einmalig Luft eingebracht worden. Abgesehen davon, dass die ESP beim Ansaugen kurze Zeit ungeschmiert sein wird, ist das nicht weiter kritisch und meist auch nicht für anhaltende Startprobleme verantwortlich.

Erkennt man jedoch durchlaufende Luftblasen, gibt es irgendwo ein Leck oder es herrscht ein Unterdruck im Kraftstoffsystem, wodurch über die üblichen Schwachstellen wie Leitungsverbingungen, Anschlüsse etc. Luft eingebracht wird. Beim T4 sind dann insbesondere zu prüfen:

Tankentlüftung

Ist die Tankentlüftung verstopft, kann kein Druckausgleich in den Kraftstoffleitungen stattfinden. Die ESP baut während des Betriebs einen Unterdruck im System auf. Dabei wird entweder - siehe oben - direkt Luft eingebracht oder bei längeren Standzeiten Kraftstoff aus dem Bereich um die ESP abgesaugt, der beim Anlassen von der ESP zunächst wieder mühsam angesaugt werden muss.
Das Problem Tankentlüftung kann durch Öffnen des Tankdeckels ('Zischen') bzw. Anlassen bei abgeschraubten Tankdeckel bestätigt werden.

Leckölleitungen

Die Leckölleitungen zwischen ESP und Einspritzdüsen (ESD) sind aus Gummi und werden im Laufe der Jahre so porös, dass über sie Luft ins System gelangen kann. Häufig erkennt man undichte Leitungen an einem Dieselfilm an ihrer Oberfläche oder gar Tropfspuren im Bereich der Leitungen. Sehen sie nicht mehr gut aus, sollte ein Ersatz in Erwägung gezogen werden.
Häufig äußert sich eine Undichtigkeit einer Leckölleitung durch eine Verschlimmerung des Startproblems mit zunehmender Standdauer; je länger der Motor steht, desto länger muss georgelt werden, bevor ausreichend Kraftstoff angesaugt ist.

Dieselfilter

Ein Klassiker ist das Einbringen von Luft über eine Undichtigkeit im Bereich des Vorwärmventils (Knackfrosch) aufgrund falscher Montage. Ein Hinweis darauf sind Luftblasen in der Vorlaufleitung direkt am Dieselfilter. Gleiches gilt für eine nicht fest genug angezogene Entwässerungsschraube.

Tankgeber

Tritt das Problem nur auf, wenn der Tank nicht voll bis leer ist, lohnt ein Blick auf den Tankgeber (beim Dieselmotor). Bei einer Undichtigkeit in der Ansaugleitung (z.B. Übergang Metallrohr-Plastikteil) wird Luft angesaugt, wenn der Füllstand des Tanks unter die Stelle mit der Undichtigkeit abfällt.


Defekt der ESP

Weniger häufig, aber nicht auszuschließen ist ein (mechanischer) Defekt der ESP, wodurch die ESP nicht mehr in der Lage ist Kraftstoff anzusaugen. Hier hilft nur eine aufwändige Prüfung ggf. in einer Fachwerkstatt weiter. Bevor man dies jedoch macht, sollte man einen Blick auf den Antriebsriemen der ESP werfen und prüfen, ob die ESP überhaupt noch angetrieben wird.