Wegfahrsicherung
Funktion
Die Wegfahrsicherung (WFS), die auch Wegfahrsperre genannt wird, soll das unbefugte Inbetriebnehmen des Fahrzeuges verhindern. Seit 1. Januar 1998 müssen alle neu zugelassenen Pkw in Deutschland mit einer Wegfahrsperre ausgerüstet sein.
Im T4 kommt seit 01/1995 eine ab Werk in die Elektrik des Fahrzeuges integrierte Wegfahrsicherung zum Einsatz. Davor konnte man lediglich eine WFS nachrüsten ("autoGuard").
Die Wegfahrsicherung wird nach Abschaltung der Zündung automatisch aktiviert. Sie wird beim Einschalten der Zündung wieder außer Betrieb gesetzt. Dabei wird ein passiver RFID-Transponder im Schlüssel genutzt, dessen Daten über die Lesespule D2 (Wegfahrsicherung) vom Steuergerät J362 (Wegfahrsicherung) erfasst und ausgewertet werden. Das WFS-Steuergerät kommuniziert bei korrekter Authentisierung dann dem Motorsteuergerät bzw. bei den Dieselmotoren dem Steuergerät J366 (Kraftstoffabschaltventil) die Freigabe zum Betrieb. Diese Kommunikation erfolgt über eine eigene W-Leitung sowie ab Modelljahr 2000 (genauer: ab 09/1999) auch über den CAN-Bus, wenn dieser verbaut ist.
Im T4 kamen während der Bauzeit 3 unterschiedliche WFS-Generationen zum Einsatz:
- WFS-Generation 1 mit Festcode bis 07/1997
- WFS-Generation 2 mit Wechselcode von 08/1997 bis 04/1999
- WFS-Generation 3 mit Wechselcode ab 05/1999
Die Unterschiede zwischen den WFS-Generationen liegen im Bereich der Kommunikation zwischen dem Transponder und der Auswerteelektronik der WFS. In der Regel findet sich auf dem Schlüsselbart ein Zeichen (F, W oder W3), das Auskunft über die verbaute WFS-Generation gibt.
Einbauorte
Die WFS im T4 besteht im Wesentlichen aus 3 Komponenten:
- Steuergerät J362 (Wegfahrsicherung), das am rechten Halter des Kombiinstruments verbaut ist,
- Lesespule D2 (Wegfahrsicherung), die auf das Lenkradschloss gesteckt ist,
- Zündschlüssel mit Elektronik (Transponder und Antwort-Lesespeicher).
Das WFS-Steuergerät J392 kommuniziert entweder direkt mit dem Motorsteuergerät oder dem Steuergerät J366 (Kraftstoffabschaltventil), welches dann den längeren Betrieb des Motors unterbindet.
Ausbau
- Zum Ausbau des Steuergerätes J362 muss das Kombiinstrument ausgebaut werden.
- Die Lesespule lässt sich nach Abbau der oberen und unteren Lenkradverkleidung heraus nehmen.
- Der Transponder im Schlüssel kann vorsichtig mit einem scharfen, dünnen Messer aus dem Schlüssel gelöst werden. Vorher ist die Einbaulage zu markieren.
Teilenummern
Teilenummer | Bezeichnung | Preis (2013) |
1H0 953 254 E | Lesespule bis FIN W-040000 (MJ1995 und MJ1996 u.U. 701 971 451 C) |
ca. 58 Euro |
6H0 953 254 | Lesespule ab FIN W-040001 bis Y-060000 | ca. 28 Euro |
6X0 953 254 | Lesespule ab FIN Y-060001 | ca. 28 Euro |
1H0 953 257 B | WFS-Steuergerät bis FIN W-040000 | ca. 155 Euro |
6H0 953 257 | WFS-Steuergerät ab FIN W-040001 bis Y-060000 | ca. 105 Euro |
6X0 953 257 | WFS-Steuergerät ab FIN Y-060001 | ca. 105 Euro |
Anmerkung: Die o.a. Preise der Steuergeräte gelten für rückgabe des alten Teils (Austauschteil).
Schaltbild und Anschluss
Die Wegfahrsicherung wird über Zündungsplus (Kl.15) mit Spannung versorgt; seit MJ1999 besitzt sie zusätzlich einen Dauerplus-Anschluss (Kl.30 vom Warnlichtschalter E3). Die W-Leitung ist mit dem Motorsteuergerät bzw. bei den Dieselmotoren dem Steuergerät J366 (Kraftstoffabschaltventil) verbunden (im Schaltbild "Steuergerät" rechts unten).
Die Integration in den CAN-Bus erfolgte 09/1999.
Gemäß Hinweis eines Nutzers scheint es aber baujahrabhängige Abweichungen hiervon zu geben. Dieser Nutzer besitzt einen T4 aus 12/1997 (= MJ 1998), dessen WFS einen 8-poligen Stecker mit Dauerplus hat, das zudem von einem Potentialverteiler kommt und nicht vom Warnlichtschalter.
Anlernen neuer Schlüssel
Das Anlernen neuer Schlüssel an die Wegfahrsperre ist nur möglich wenn der Login Code für die Wegfahrsperre bekannt ist. Ist dieser nicht bekannt, so kann nur eine (VW) Werkstatt weiterhelfen. Ferner sind beim Anlernvorgang ALLE Schlüssel bereitzuhalten das umfasst bereits angelernte und funktionierende sowie die neuen Schlüssel.
Es sind maximal 4 Schlüssel möglich.
Vorgehensweise:
- Diagnose-Interface verbinden.
- Zündung einschalten.
- Eigendiagnose starten.
- Adresswort "25" für Wegfahrsperre senden.
- "11 - Login" aufrufen.
- Vierstelligen Pin mit führender 0 eingeben (aus 4711 wird 04711).
- "10 - Anpassung" aufrufen.
- "Kanal 01" wählen und lesen. Der gespeicherte Wert zeigt die Zahl der angelernten Schlüssel.
- Neuen Wert "0" eingeben.
- Schaltfläche "Test" betätigen.
- Schaltfläche "Speichern" betätigen. Alle Schlüssel sind jetzt gelöscht.
- Anzahl der anzulernenden Schlüssel eingeben
- Schaltfläche "Test" betätigen.
- Schaltfläche "Speichern" betätigen.
- Eigendiagnose beenden
- Zündung ausschalten und Schlüssel entfernen
- Nun nacheinander mit allen anderen Schlüsseln die angelernt werden sollen die Zündung 2 Sekunden einschalten
- Nach dem letzten Schlüssel die Zündung ausschalten und Schlüssel entfernen.
- Funktionskontrolle aller Schlüssel
Für weiterführende Informationen empfiehlt sich ein Blick in die englischsprachige Wiki von Ross-Tech
Eigendiagnose, Prüfung und Störungen
Eigendiagnose
Die WFS ist über das WFS-Steuergerät diagnosefähig. Siehe dazu auch den Artikel Messwertblock.
Prüfung
Eine Prüfung erfolgt über die Funktion und ggf. über die Eigendiagnose. Bei Nichtfunktion ist bei T4 ab 1999 zudem eine Funktionsprüfung der Warnblinkanlage sinnvoll, weil das WFS-Steuergerät das Dauerplus-Signal vom Warnblinkschalter bezieht.
Störungen
Eine typische Störung ist ein Defekt der Lesespule. Üblicherweise kann man im T4 trotz negativer Authentifizierung den Motor für eine kurze Zeit (einige Sekunden) anlassen.
Typische Auswirkungen einer Störung:
- Motor startet, geht aber nach wenigen Sekunden aus.
Typische Ursachen einer Störung:
- Defekt eines WFS-Bauteils
- 'Verlust' der Codierung
- Defekt der Verkabelung