Abgasrückführungsanlage (Stilllegung)
Hintergrund
In den T4-Foren wird immer mal wieder die Stilllegung der Abgasrückführungsanlage (AGR) angesprochen. Hintergrund ist, dass sich über die Jahre Ruß aus den Abgasen zusammen mit den Öldämpfen aus der Kurbelgehäuseentlüftung im Ansaugkrümmer und auf den Einlassventilen absetzen und damit die Ansaugöffnung verringern kann. Folge kann eine Verringerung der Motorleistung sein.
Die nachfolgenden Bilder zeigen die Ablagerungen bei einem knapp 150.000 km gelaufenen ACV nach MJ2000:
Vor dem Stilllegen der AGR bietet sich daher eine Komplettreinigung an, die in dem Artikel Abgasrückführungsanlage (Reinigung) beschrieben ist.
Methoden
Zur Stilllegung bieten sich unterschiedliche Methoden an:
- Regelventil N18 elektrisch deaktivieren,
- Unterdruckleitung zum AGR-Ventil unterbrechen,
- Ausbau des kompletten AGR-Ventils,
- Dichtung zwischen Verbindungsrohr und AGR-Ventil durch ein Metallblech ersetzen.
Die erstgenannte Methode wird einen Fehlereintrag im MSG und ggf. sogar einen Notlauf zur Folge haben und sollte deswegen ausscheiden. Die 2. Methode birgt das Risiko, dass das Ventil nicht ganz geschlossen ist und deswegen ständig Abgase in den Ansaugtrakt gelangen. Methode Nr. 3 ist die 'brutale' Methode, die nicht zuletzt beim TÜV sicher Aufsehen erregen wird.
Die letztgenannte Methode ist die 'gängige' Methode.
Verbindungsrohr mit Blech verschliessen
Dies ist die 'gängige Methode', die nachfolgend am Beispiel eines 1998er ACV, eines 2000er AHY und eines ABL beschrieben wird.
TDI-Motor
Beim 111kW-TDI (AHY) sind beide Anschlüsse des Verbindungsrohrs gut erreichbar. Es bietet sich aber wegen der höheren thermischen Belastung am Ansaugkrümmer ein Verschliessen des Anschlusses am AGR-Ventil an (im Bild rechts oben).
Material
Als Material für das Blech kommt gemäß den T4-Foren in erster Linie Edelstahl (V2A) in Frage, das sehr widerstandsfähig ist. Und das ist in der Umgebung des AGR-Ventils (Hitze, Säuren...) eine Grundvoraussetzung. Denn wird das Blech zerstört, besteht das Risiko, dass Fremdkörper vom Motor angesaugt werden, was durchaus einen kapitalen Motorschaden zur Folge haben kann. Als Alternative zu V2A werden häufig Aluminium und Kupfer (z.B. Blech mit einer Stärke von 1,5 mm) genannt. Beide haben aber nicht so einen guten 'Ruf'. Zumindest von Aluminium ist bekannt, dass es nach längerer Zeit (ggf. einige 10.000 km) stark angegriffen wird und dann 'Verschleißspuren' zeigt. Ein im Feldversuch eingesetztes Verzinktes Stahlblech war nach 20.000 km bereits stark korrodiert und punktuell durchgefressen.
Die Abmessungen des Blechs sind in dem nachfolgenden Bild von Syncroni dargestellt:
In der Regel genügt es nicht, die vorhandene Dichtung durch das Blech zu ersetzen; eine Undichtigkeit könnte die Folge sein. Vielmehr wird das Blech zwischen 2 originale Dichtungen gelegt. Mechanische Probleme durch den nun um ca. 2 mm gestreckten Anschluss sind nicht zu erwarten. Das Anzugsmoment der Schrauben am AGR-Ventil, das im Originalzustand 15 Nm beträgt, muss aber ggf. etwas erhöht werden.
Es existiert ein Verschlussblech, ggf. aus anderem Material, als VW-Ersatzteil (Verschlussdeckel).
Teilenummern:
Teilenummer | Bezeichnung | Preis (2012) |
038 131 925 A | Verschlussdeckel | ca. 2,80 Euro |
069 131 547 D | Dichtung 32mm am AGR-Ventil | ca. 3,20 Euro |
Die Dichtung passt bei allen Dieselmotoren mit AGR. Die Dichtung am Abgaskrümmer hat motorabhängig eine andere Teilenummer. Allerdings ist dieser Verschlussdeckel nicht für den Einsatz zwischen zwei Dichtungen gedacht und es kann zu Problemen beim Einbau kommen. Der Deckel findet wohl an Industriemotoren ohne Abgasrückführung Verwendung, dort wird das Blech auf den Abgaskrümmer geschraubt um das halbflexible Rohrstück und das AGR zu ersetzen.
Turbodiesel ABL
Die Anleitung und die Bilder wurden dankenswerterweise von Zokanta zur Verfügung gestellt.
Bei schönstem Schrauberwetter habe ich heute bei Kilometerstand 134000 die AGR stillgelegt. Wie das Innenleben aussah und weitere Details seht ihr weiter unten. Im Vorfeld habe ich gestern Abend die zu lösenden Schrauben mit WD-40 eigesprüht. Kann ja nicht schaden ;-)
- Das ist der Blick auf den Arbeitsbereich bevor ich angefangen habe:
- Dann habe ich die ersten Schrauben gelöst und es zeigte sich folgendes Bild:Das sind ein paar Millimeter öliger Ruß, die die Öffnung verschlossen hatten.
- Also erst mal das Ventil und das Anschlussrohr / Ansaugstutzen abgeschraubt und das Ansaugrohr gecheckt:Das war glücklicherweise recht frei von Rückständen, was ja eigentlich klar war... Das habe ich dann auch gleich so gelassen.
- Also erst mal das AGR-Ventil gesäubert. Da kam ganz schön was raus:Danach noch mit Bremsenreiniger gespült und gut war's.
- Dann das Anschlussrohr (Ansaugstutzen) gesäubert und die Dichtungsflächen plangeschliffen. Dazu habe ich 1200er Schleifpapier auf eine Glasscheibe gelegt und darauf geschliffen. Das Prinzip wende ich sonst bei PC-Kühlkörpern zum Planen an.
- Hier seht ihr, wie Dichtungen und Blech zusammen eingebaut werden:
- So sieht's denn aus, wenn alles wieder festgezogen ist:
Ich habe mir mit Reinigen, Schleifen, Bilder machen usw. 2½ Stunden Zeit genommen, wäre aber auch deutlich schneller gegangen.
Ausbau des AGR-Ventils
Bei T4 vor 2000, also solchen ohne Saugrohrklappe, könnte man das komplette AGR-Ventil ausbauen und durch ein Rohrstück ersetzen. Beschrieben hat dies Leon Sprokholt auf einer niederländischen T4-Seite (siehe Weblink). Offensichtlich ist dieses Rohrstück aus Polypropylen auch bei ihm erhältlich. Im Link ist zudem eine Aluminium-Version zu sehen.
Beim Ersatz des AGR-Ventils muss das Verbindungsrohr vom Abgaskrümmer natürlich noch verschlossen werden.
Auswirkungen
Da die AGR nur im Teillastbereich geöffnet ist, bleibt das Volllastverhalten unverändert. Im Teillastbetrieb sollte die Verbrennung bei verschlossener AGR effektiver sein, was sich bei Verbrauch und Durchzug positiv bemerkbar machen kann. Die Verbrennung im Teillastbereich erfolgt zwar punktuell bei etwas höheren Temperaturen als bei nicht stillgelegter AGR. Das Temperaturniveau sollte aber noch deutlich unter dem bei Volllast liegen und damit ungefährlich sein.
Es ist zu berücksichtigen, dass sich durch diese Modifikation der Abgasanlage das Abgasverhalten verändert und damit die Betriebserlaubnis des Fahrzeuges erlischt.
Aufgrund der derzeitigen Form der Diesel-Abgasuntersuchung (AU) kann diese Modifikation während der AU aber messtechnisch nicht erkannt werden.