Ventil N75 (Ladedruckbegrenzung)

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N75 eines AHY

Funktion

Das Ventil N75 (Ladedruckbegrenzung) (auch Magnetumschaltventil oder Druckwandler) stellt zusammen mit dem Ladedruckregelventil direkt am Turbolader den korrekten Ladedruck gemäß Ladedruckkennfeld des Motorsteuergerätes (MSG) ein. Dabei liefert das Ventil N75 den Steuerdruck für das Ladedruckregelventil, das diesen wiederum auf das Wastegate bzw. die Leitschaufel-Verstellung des Turboladers überträgt.
Der Ladedruck wird vom Geber G71 (Saugrohrdruck) erfasst.


Wastegate-Turbolader

Beim Wastegate-Turbolader (TDI-Motoren ACV und Versionen ohne AXL) wird zur Ansteuerung des Ladedruckregelventils der vom Turbolader produzierte Ladedruck genutzt. Stromlos, also nicht angesteuert, ist das Ventil N75 geöffnet, sodass der Druck am Ausgang des Turboladers über N75 direkt an das Ladedruckregelventil gegeben wird. Wird N75 angesteuert, schließt es und lässt den Überdruck im Turbolader in das Ansaugrohr entweichen. Das nachfolgende Bild zeigt das Prinzip.

Ladedruckregelung beim Wastegate-Turbolader


Das Wastegate ist bei geringem Druck (Umgebungsdruck) am Ladedruckregelventil geschlossen, und es öffnet mit zunehmenden Druck. Dies passiert ab ca. 0,3 Bar, und bei 0,4 Bar scheint das Wastegate ganz geöffnet zu sein. Dies entspricht dann auch dem maximalen Ladedruck, den der Wastegate-Turbolader ohne Ansteuerung durch das Ventil N75 (z.B. geöffnet, weil stromlos oder defekt) 'erzeugen' kann.

Durch die Taktung des Ventils N75 kann nun der Steuerdruck für das Ladedruckregelventil weitestgehend stufenlos zwischen Umgebungsdruck (im Ansaugrohr) und maximalem Ladedruck eingestellt werden. Die Taktung erfolgt über das Motorsteuergerät, das kontinuierlich den gemessenen Ladedruck mit dem Solldruck gemäß Ladedruckkennfeld vergleich.
Da dieser Prozess aufgrund der Massenträgheit der bewegten Teile nennenswerte Zeit beansprucht, kommt es im Bereich maximaler Motorlast zu erheblichen, aber nur kurzen Überschwingern des Ladedrucks. So kann man z.B. bei meinem 2001er ACV, dessen Soll-Ladedruck bei ca. 0,8 bar liegt, regelmäßig Überschwinger bis auf 1,07 bar messen.

Die nachfolgenden Bilder zeigen den Anschluss der Luftschläuche an das Ventil N75. Die Druckleitungen (Ladedruck und Steuerdruck) sind mit Schlauchschellen gesichert.

Anschluss der Schläuche 1
Anschluss der Schläuche 2


VTG-Turbolader

Beim VTG-Turbolader (TDI-Motoren AHY und Versionen) erfolgt die Ladedruckregelung nach einem vergleichbaren Prinzip. Allerdings wird als Steuerdruck Unterdruck aus dem Unterdrucksystem des Motors genutzt. Je höher der Unterdruck im Ladedruckregelventil ist, desto höher wird der Ladedruck.

Ladedruckregelung beim VTG-Turbolader


Einbauort

Bei den TDI-Motoren ist das Ventil N75 hinter dem Ventil N18 (Abgasrückführung) in einem Halter montiert.

Einbauort ACV
Detailaufnahme ACV
Einbauort AHY
(gelber Pfeil)


Ausbau (AHY/AXG)

Um das N75 auszubauen, demontiert man am besten den gesamten Halter.
Dadurch kann man die Unterdruckschläuche besser abnehmen, ev. prüfen und parallel unter dem Halter sauber machen.


Demontage des Halters
  • Die beiden Stecker N18 und Kühlwasserbehälter (rote Kreise) abziehen.
  • Die beiden Schrauben der Halterung (gelbe Pfeile) demontieren und den Halter leicht nach links in den Motorraum drücken.

Jetzt kann man auch die beiden Muttern des N75 (grüne Pfeile) demontieren und das N75 vom Halter abnehmen. Die Muttern sind nur von der Rückseite des Halters zugänglich.


Demontage des Halters

Hier kann man eine der beiden Muttern deutlich sehen (grüner Pfeil).
Die Schläuche sind entsprechend der Funktionalität auf dem Bild markiert:
U = Unterdruck
E = Entlüftung
T = Turbolader (Druckdose)


Halter ohne N75

An dieser Stelle bietet es sich an, die Unterdruckschläuche zu prüfen, bzw. teilweise zu wechseln.


Neues N75 montiert

Das N75 anschrauben, die Schläuche sauber aufstecken, den Halter anschrauben und die beiden Stecker N18 und Kühlmittelbehälter einstecken.


Teilenummern

Teilenummer Bezeichnung Preis (2010)
701 906 283 Magnetumschaltventil ACV ca. 82,20 Euro
1H0 906 627 A Druckwandler AHY/AXG ca. 104,70 Euro


Das Ventil N18 (Abgasrückführung) sieht dem Ventil N75 der 111 kW-TDI-Motoren zwar sehr ähnlich, ist aber nicht identisch. Allerdings hat es eine sehr ähnliche Kennlinie, so dass man es zum N75 Testen nutzen kann.

Gemäß JensL soll eine kostengünstige Alternative zum AHY-Druckwandler (1H0 906 627 A) der VW-Druckwandler (für Passat?) mit der Teilenummer 1J0 906 627 A sein. Dieser besitzt allerdings einen nicht kompatiblen Anschluss, weswegen der fahrzeugseitige Stecker getauscht werden muss. Der benötigte Stecker hat die Teilenummer 1J0 973 722; passende Einzelleitungen haben die Nummern 000 979 021 (0,5qmm) und 000 979 133 (1,0qmm). Zusammen kosten die Teile ca. 45 Euro, also nur die Hälfte des Preises für den vorgegebenen Druckwandler.

Schaltbild und Anschluss

Schaltbild und Anschluss

Das Ventil wird bei allen T4 über das Relais 109 mit Spannung versorgt und vom Motorsteuergerät J248 getaktet. Zum MJ2000 wurde die Beschaltung durch Einführung einer Sicherung S117 modifiziert. S117 sichert neben N75 weitere Ventile ab.

Schaltbild bis MJ1999
Schaltbild ab MJ2000


Eigendiagnose, Prüfung und Störungen

Eigendiagnose

Das Ventil N75 ist über das Motorsteuergerät diagnosefähig; die aktuelle Taktrate kann in Realzeit ausgelesen werden (5 bis 90%). Darüber hinaus ist eine Stellglieddiagnose möglich.


Anzeigegruppe / Messwertblock 11:

Anzeigefeld
Beschreibung
1 Motordrehzahl [1/min]
2 Sollwert Ladedruck [mBar]
3 Istwert Ladedruck [mBar]
4 Tastverhältnis N75 [%]


Fehlernummern:

Fehlernummer
Beschreibung
(00575) Regeldifferenz Saugrohrdruck
(01262) Unterbrechung/Kurzschluss nach Masse
(01262) Kurzschluss nach Plus
17954 Kurzschluss nach Plus
17957 Unterbrechung/Kurzschluss nach Masse
17964 Ladedruckregelung - Regelgrenze unterschritten
17965 Ladedruckregelung - Regelgrenze überschritten

(Fehlercodes für MSA15 und in Klammern MSA12)


Prüfung

Neben dem subjektiven N75 Testen kann eine grundlegende Prüfung über die Eigendiagnose durch Messen/Überwachen des Ladedrucks und der Taktrate des Ventils N75 erfolgen. Wird eine mögliche Fehlfunktion des Ventils festgestellt, sollte es zunächst elektrisch geprüft werden. Dazu den Stecker abziehen und den elektrischen Widerstand des Ventils zwischen den beiden Kontakten prüfen:

  • ACV und Versionen: 25 - 45 Ohm
  • AHY und Versionen: 15 - 20 Ohm

Desweiteren lässt sich der Durchgang durch das Ventil (siehe Funktion) während der Stellglieddiagnose durch Blasen/Saugen in den bzw. am entsprechenden Anschluss prüfen. Während der Stellglieddiagnose sollte das Ventil deutlich vernehmbar klacken.

Ist keine Fehlfunktion des Ventils erkennbar, sollten sämtliche angeschlossene Schläuche genauestens unter die Lupe genommen werden.

Störungen

Das Ventil N75 fällt recht selten (komplett) aus. Allerdings scheint es bei den T4 mit Wastegate-Turbolader aufgrund der Beaufschlagung mit Ladeluft vom Ausgang des Turboladers (höhere Temperatur, Ölverunreinigung) schneller zu verschleißen. In der Folge dichtet es die Luftwege im Ventil nicht mehr korrekt ab.
In vielen Fällen führen jedoch auch Undichtigkeiten der an das Ventil angeschlossenen Schläuche zu Störungen der Ladedruckregelung.

Darüber hinaus treten nicht selten Probleme bei Motoren mit Billigtuning (z.B. 10-Cent-Tuning) auf, die sich durch sporadische Einträge im Fehlerspeicher (Ladedruckregelung) äußern.


Typische Auswirkungen einer Störung:


Typische Ursachen einer Störung:

  • Defekt des Ventils oder dessen Verkabelung
  • Undichtigkeiten der an das Ventil angeschlossenen Schläuche