Schaltbetätigung
Funktion
Über die Schaltbetätigung wird die Bewegung des Schalthebels neben dem Fahrersitz auf die Schaltwelle im Getriebe zur Wahl des gewünschten Gangs übertragen.
Die Schaltbetätigung besteht im Wesentlichen aus
- dem Schalthebel mit Mechanik zur Bewegung der Wähl- und Schaltstangen (Schaltgehäuse)
- der Wählstange zur Auswahl der 'Wahlebene' (R, 1./2., 3./4. und 5. Gang)
- den Schaltstangen zur Gangwahl innerhalb einer 'Wahlebene'
- der Mechanik an der Schaltwelle mit
- den Lagerböcken mit Lagerkugeln
- Seilzug für Rückwärtsgang (nicht dargestellt, einige 02G-Getriebe)
Die nachfolgende Zeichnung zeigt das Funktionsprinzip:
- Eine seitliche Bewegung des Schalthebels (Wählbewegung, blau) wird über die Mechanik des Schalthebels in eine Drehbewegung der Wählstange umgesetzt. Diese Drehbewegung führt wegen der Aufhängung der Wählstange in den Lagerböcken zu einer vertikalen Bewegung der Schaltwelle.
- Eine Bewegung des Schalthebels entlang der Fahrzeugachse (Schaltbewegung, rot) führt direkt zu einer Drehbewegung der Schaltwelle.
Ermöglicht wird dieses Bewegungsschema durch die in den Lagerblöcken (einer mit Plastikbuchse) verdrehbaren Lagerkugeln aus Plastik. Probleme mit diesen Kugeln bzw. Buchsen (durch Verschleiß) führen dazu, dass die Wählstange nicht mehr richtig fixiert ist und keine bzw. nicht mehr alle Gänge eingelegt werden können; siehe unten.
Ein Youtube-Video zur T4-Schaltbetätigung findest sich im nachfolgenden Link: https://youtu.be/BLGRZmrl8mk
Einbauorte
Die nachfolgenden Bilder zeigen die diversen Einbauorte der o.a. Komponenten bei einem 02G-Getriebe:
Probleme beim Schalten
Probleme beim Schalten können vielfältige Ursachen haben. Viele dieser Störungen führen zu einer schwergängigen Schaltung, oft auch begleitet von einem 'kratzenden' Geräusch beim Gangwechsel. Nicht immer liegt der Grund für eine schwergängige Schaltung an der Schaltbetätigung. Ursächlich können auch Probleme mit der Kupplung (trennt nicht mehr sauber) oder dem Getriebe selbst sein.
Die Behebung einer 'weichen' oder unpräzisen Schaltung wird weiter unten beschrieben. Hier liegt häufig ein Verschleiss oder Defekt der Schaltmechanik (Kugeln und Halter) am Getriebe selbst vor.
Kupplungsbetätigung per Seilzug (Infos erwünscht)
- Zug falsch eingestellt
- Zug verschlissen
Hydraulische Kupplungsbetätigung
- Bremsflüssigkeit in der Kupplungshydraulik überaltert
- Hydrauliksystem unzureichend entlüftet
- Halter vom Geberzylinder gebrochen
- Geberzylinder oder Nehmerzylinder undicht
- Hydraulikschlauch zwischen Karosserie und Getriebe beschädigt
Schaltbetätigung mechanisch schwergängig
- Speziell nach einer Unterbodenwäsche wird das Fett an den markierten Stellen weggewaschen und das Schaltgestänge schwergängig. Großzügiges Auftragen eines gut haftenden Fettes löst das Problem.
Schaltbetätigung wegen Getriebe schwergängig
- Getriebeöl zu alt
- Getriebeölstand zu niedrig
- ungeeignetes Getriebeöl
Ausbau
Hinweise:
- Selbstsichernde Schrauben ersetzen.
- Für den Ausbau müssen keine Vorarbeiten erfolgen, der Arbeitsraum ist aber unter Umständen sehr eingeschränkt.
Werkzeuge:
- Schraubenschlüssel/Einsatz Gr. 10 für Sechskant M6
- Inbusschlüssel/Einsatz für Innensechskant M8 bzw. bei 02B+02D Einsatz (Nuß) Gr. 13
- Drehmomentschlüssel für o.a. Einsätze von 9 bis 30 Nm
Arbeitsschritte:
- 2 Befestigungsschrauben (selbstsichernd, Sechskant M6, 9 Nm) des Gabelkopfes herausdrehen.
- 02G: Ggf. Querabstützung Schaltungslagerbock - Getriebestütze abbauen. Dazu zunächst die beiden gelb markierten Schrauben (Sechskant, 30 Nm) und dann die rot markierte Sechskantschraube (Gewindeende im Bild erkennbar, 30 Nm) herausschrauben.
- Befestigungsschrauben des Lagerbocks herausdrehen (02G: 3x Innensechskant M8, 20 Nm bzw. 02B+02D 2x M8 Sechskantschraube mit 13er Nuß) .
- Wählstange mit Lagerbock abnehmen.
- Schaltstange vom Schalthebel abhebeln.
- Ggf. Seilzug für Rückwärtsgangsperre ausclipsen.
- Schaltstange und Wählstange nach Bedarf sichern; z.B. hochbinden.
Wiederherstellung:
- O.a. Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge.
Reparatur Lagerkugeln
Lassen sich keine oder nur noch einige Gänge einlegen und fühlt sich der Schalthebel sehr 'freigängig' an, hat das häufig seine Ursache darin, dass die Wählstange im Bereich der Schaltwelle verschleißbedingt nicht mehr vernünftig durch die Lagerkugeln bzw. die Lagerbuchse fixiert wird und ggf. herausgesprungen ist. Obwohl es wegen des geringen Arbeitsraumes (von oben) recht mühsam ist, läßt sich dieses Problem ohne den Ausbau der Wählstange oder gar des Getriebes beseitigen.
Gänge springen einseitig raus (will heißen, dass entweder nur der 1te und 3te Gang oder der 2te, 4te und der Rückwärtsgang betroffen sind)
In manchen Fällen ist einfach nur der Gabelkopf (auf Seite der Schaltwelle) verschmutzt. Dieser ist relativ einfach auszubauen und man kann sich den schwierigen Ausbau des Lagerbocks mit der Plastikbuchse sparen. Dies wäre bei meinem Bus (ACV, 1996) nur nach Entfernen eines Kühlwasserschlauches von einem Wasserrohr möglich.
In meinem Fall musste der Rückwärtsgang nach dem Einlegen in Position gehalten werden und der 4te Gang sprang öfter nach einigen Minuten raus, bei Kälte sogar nach wenigen Sekunden. Bei extremer Kälte (-20 Grad) machte auch der 2te Gang Probleme. Es waren also nur Gänge betroffen, bei denen die Lagerkugel im Gabelkopf in die selbe Richtung bewegt wird. Nach Ausbau des Gabelkopfes wurde ersichtlich, dass das Fett zusammen mit Staub eine 3-4mm dicke Kruste im Gabelkopf gebildet hatte. Tatsächlich war diese Fettkruste auf einer Seite dicker, als auf der anderen. Das erklärt die einseitige Beeinträchtigung und eine erhöhte Problematik bei Kälte durch Verhärtung der Fettkruste. Nach der gründlichen Reinigung und erneuter Schmierung funktionieren wider alle Gänge einwandfrei. (Natürlich sollte bei der Gelegenheit überprüft werden, ob die andere Lagerkugel in der Plastikbuchse Spiel hat oder nicht!)
Hinweise:
- Es sollte neben den Kugeln grundsätzlich auch die Plastikbuchse des am Getriebegehäuse festgeschraubten Lagerbocks (Gegenlager) gewechselt werden.
- Es bietet sich an, gleichzeitig auch die Lagerbuchse der Schaltstange zu wechseln.
- Alle Berührungsflächen für die Montage fetten, damit weniger Kraft zum Einpressen der Kugeln in die Lagerböcke erforderlich und später der Verschleiß geringer ist.
- Lagerböcke grundsätzlich gegenhalten, damit keine Teile verbogen werden. Es bietet sich daher an, die Arbeiten mit 2 Personen durchzuführen. Mögliche Hebelpunkte für das Gegenhalten sind die Batteriekonsole und die Ansaugbrücke.
- Die Lagerkugel des festgeschraubten Lagerbocks ist baujahr-/getriebeabhängig mit einem Spannstift an der Wählstange befestigt.
- Es ist bei VW nur noch die Lagerkugel für das Gegenlager mit der Teilenummer 7D0 711 131 erhältlich; daher unbedingt vor der Reparatur prüfen! Diese passt wegen des geringeren Innendurchmessers (ca. 6 mm) für die Aufnahme des Wählstangenzapfen aber nicht mehr an die Wählstange älterer T4 (bis MJ1997?) (Durchmesser ca. 10 mm). Muss die o.a. Lagerkugel genutzt werden, muss grundsätzlich die komplette Wählstange inkl. einiger Kleinteile getauscht werden. Alternativ hilft gemäß den T4-Foren aber auch ein Aufbohren der neuen Kugel sowie ggf. das einer Bohrung für den Splint.
Teile:
- Lagerkugel für Gegenlager: 7D0 711 131, ca. 2,50 Euro
- ggf. Spannstift für die o.a. Kugel: N 023 282 1, ca. 0,20 Euro
- Buchse für o.a. Kugel: 701 711 166, ca. 1,10 Euro
- Lagerkugel Schaltwelle: 015 311 544, ca. 3,40 Euro
- Lagerbuchse für Schaltstange: 171 711 181, ca. 2,00 Euro
- kompletter Lagerblock 701 711 271 A, ca. 24,30 Euro
Werkzeuge:
- Je nach Getriebe entweder Inbus- oder Schraubenschlüssel bzw. entsprechende Nuss; jeweils M8 (bei Imbus M8 kann eine gekürzte Version nötig sein, da zu wenig Platz für's aufstecken - bei Bedarf einfach abflexen)
- Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz bis 25 Nm
- Ggf. Zange zum Abziehen/Abdrehen der alten Kugeln
- Ggf. Dorn zum Ausdrücken des Spannstiftes
- Je 1 Hebel zum Einpressen und Gegenhalten oder alternativ ein Spanngurt (!)
- Schmierfett (z.B. VW G 000 450 02)
Arbeitsschritte:
- Falls die Wählstange noch in einem Lagerbock steckt, diese ausdrücken, also den Wählstangenkopf komplett 'befreien'. Dazu Schraube der Schelle nicht nur lösen, sondern komplett herausziehen.
- Getriebeseitigen Lagerbock demontieren. Dazu baujahr-/getriebeabhängig 2 Sechskant- oder 3 Innensechskantschrauben (jeweils M8) herausdrehen; Anzugsmoment 25 Nm (Sechskant) bzw. 20 Nm (Innensechskant).
- Alte Lagerbuchse ausdrücken und neue z.B. mit einem Schraubstock einpressen. Danach die Innenseite gut fetten und den Lagerbock wieder montieren.
- Ggf. Lagerbuchse für die Schaltstange ersetzen.
- Lagerkugeln vom Wählstangenkopf abziehen; ggf. vorher den Spannstift ausdrücken.
- Neue Lagerkugeln auf den Wählstangenkopf aufdrücken. Dabei darauf achten, dass die Kugel mit dem größeren Durchmesser Richtung Schaltwelle zeigt.Tipp dazu von Günter S.: "Kugel mit dem Haartrockner erwärmen (nicht mit dem Heissluftgerät!) und dann in die Bohrung der Kugel Ballistol-Öl sprühen. Dann flutscht die Kugel regelrecht auf Position am Wählstangenkopf". Oder man legt die neue Kugel für ein paar Minuten in kochendes Wasser, auch dann läßt sie sich wesentlich leichter montieren.
- Lagerkugeln nun mit "Gefühl und Kraft" (mannimmond) in die Lagerböcke eindrücken. Dabei insbesondere darauf achten, dass der getriebeseitige Lagerbock (Gegenlager) nicht verbogen oder die Lagerbuchse heraus gedrückt wird.
Dies kann man mit Hebeln, am besten zu zweit, machen; einen zum Drücken und einen zum Gegenhalten.- Eine alternative Methode ist die von crosstom, bei der ein Spanngurt für das Verpressen der Teile genutzt wird: "Gurt um Kugel und Plastikpfanne wickeln. Ratsch, ratsch. Und innerhalb weniger Sekunden ist der Pressvorgang der Kugel in die Plastikpfanne erledigt. Keine Verletzungsgefahr, keine Hebel, kein Fluchen."
- In hartnäckigen Fällen könnte die Methode von gasman besser geeignet sein:"Ich möchte dem nur hinzufügen, das die erforderliche Kraft für das Einpressen der Kugel in die Buchse doch sehr erheblich ist. Die Technik mit dem Spanngurt reichte bei weitem nicht aus, unter äußerstem Krafteinsatz hat sich der Gurt zerlegt, die Kugel bewegte sich jedoch kein Stück in Richtung Buchse. Ich habe mir daher ein Stück Dachlatte, ca 10cm, abgesägt und zwischen Motorblock und dem Gegenlager mit der Buchse geklemmt. Das muss stramm passen, sonst wird die Buchse ausgedrückt, ist mir beim ersten Versuch passiert. Rechts neben der Kugel für die Schaltstange ist ein massives Karrosserieteil, ca 4cm entfernt. Da habe ich auch eine Stück Holz passend eingefügt. Mit einem Kuhfuß bin ich dann zwischen die Kugel auf der Schaltstangenseite und dem Holzstück gegangen und konnte so mit großer Kraft aber auch sehr kontrolliert hebeln, bis die Kugel endlich in die Buchse des Gegenlagers hineingeploppt ist."
- Erfahrungswert von Streetfighter_TS: Die Arbeit ist bei der Motorvariante AHY (5-Zylinder TDI 150PS) sehr schwierig, da die Teile sehr schlecht zugänglich sind. Von oben ist sehr viel Gefühl für "blindes" Arbeiten und dünne aber kräftige Arme erforderlich. Zudem war ein Imbus M8 gekürzt und leicht angebogen von Vorteil, da 1 Schraube kaum zugänglich war. Das Einsetzen der Buchse habe ich im Schraubstock gemacht. Zum Einpressen der Kugel in die Buchse habe ich ein Brecheisen und Hartholzbrettern im Motorraum als Gegenhalter angelehnt verwendet, da ich das mit dem Spanngurt nicht hinbekommen habe.
- Ein interessantes Werkzeug hat sich Peter V. gebastelt. Die Bilder erklären es und seine Funktion sehr gut:
Nachtrag / Ergänzung für einen 2001er ACV
- Fehlerbild war ein sehr leichtgängiger Schalthebel, über den man nur mit Glück noch den 3. Gang einlegen konnte. Grund dafür war ein Bruch der Plastikbuchse im Gegenlager.
- Um überhaupt sehen zu können, was das Problem ist, und um etwas Platz zum Arbeiten zu haben, mussten die Batterie ausgebaut, diverse Kühlmittelschläusche gelöst und Ventile entfernt werden. Gegenlager und und Gabelkopf ließen sich von oben ausbauen bzw. lösen. Da ein Abziehen der Lagerkugeln von oben nicht möglich war und ein Einpressen der Wählstange in das Gegenlager mangels Raum und stabiler Abstützung für einen Hebel aussichtslos war, wurde die Wählstange ausgebaut. Hierzu waren, nach vorheriger Markierung der Einbaulage (Wählstange - Schaltbock), nur 2 Schrauben auszubauen (auch die Schraube der Schelle mußte komplett herausgezogen werden). Die Wählstange ließ sich einfach nach hinten entnehmen. Der Ersatz der Buchse und der Kugeln konnte dann ohne viel Verbiegerei an der Werkbank erfolgen.
- Die Wählstange konnte trotz verbundenem Gegenlager leicht wieder eingebaut werden.
Umlenkhebel
- Bei Tausch der Lagerbuchsen -> Achtung: Es wurden 2 unterschiedliche Umlenkhebel verbaut (Kugelkopf oder Bohrung) und dafür sind unterschiedliche Teile notwendig. ETKA hilft hier nicht, sondern der Blick auf den Umlenkhebel (z.B. 02D von 2001 ist mit Bohrung - Bild s.oben Einbauorte 02G).
- Die lange Seite des Umlenkhebels zeigt zur Fahrerseite
- Selbstsichernde Sechskantmutter mit 25Nm anziehen
Einstellen
Schaltgestänge easy und absolut 100% perfekt einstellen (Text von tomster T4Forum)
Unten am Wagenboden die Klemmung(Ganghebel - Getriebegestänge) gut lösen. Dann zentriert sich der Wählhebel vom Getriebe aus automatisch über den Federdruck genau mittig. Jetzt hoch ins Fahrerhaus zum Schalthebel. Zuerst ganz nach links drücken. Dort halten und den Abstand des Schaltknaufs zu einem Fixpunkt an der Fahrertür messen(Meterstab). Dann Hebel ganz nach rechts drücken. Halten. Und wieder den Abstand zum Fixpunkt messen.
Jetzt kennt man den Gesamtweg des Ganghebels. Man kann jetzt wieder vom Fixpunkt aus den Hebel genau auf die Mitte des Gesamtwegs justieren. Dazu hab ich zwei Schnurschlaufen genommen. An den linken und rechten Türgriff gebunden und mit Kabelbinder feinjustiert. Eben genau mittig. Über die Kabelbinder kann man 100% mittig spannen und der Ganghebel steht schön fest.
Jetzt ist dann sowohl das Getriebe als auch der Gangschalthebel exakt auf Mitte. Genauer geht es eigentlich nicht. Nur noch unters Auto. Die Klemmung festziehen. Und gut ist's.