Spurstange
Funktion
Als Spurstange bezeichnet man die Verbindung zwischen der Zahnstange des Lenkgetriebes und dem vorderen Achsschenkel bzw. Radträger.
Der Name Spurstange resultiert aus der Funktion, nämlich der Justierung der Spur des Rades.
Die Spurstange besteht im T4 aus 3 Teilen:
- dem Spurstangenkopf, der in den Radlagerträger eingepresst und mit einer Mutter gesichert ist,
- dem Gelenkstück, das in das Lenkgetriebe eingeschraubt wird, und
- der Kontermutter für die Spureinstellung.
Kopf und Gelenkstück werden zusammengeschraubt. Über die Einschraubtiefe wird die Spur eingestellt.
Einbauort
Das nachfolgende Bild zeigt die eingebaute Spurstange an einem teilzerlegten T4:
Teilenummern
Die Spurstangen gibt es in recht vielen unterschiedlichen Ausführungen, weswegen hier auf eine Auflistung der Teilenummern verzichtet wird. Die Spurstange ist in Teilen oder komplett erhältlich. Die Preise für den Spurstangenkopf bewegen sich in der Größenordnung von 55 Euro, die für das Gelenkstück liegen bei 52 Euro.
Aus-/Einbau
Die Bilder in diesem Abschnitt wurden dankenswerter Weise von Kugler aus dem bunten T4Forum (Original siehe Weblink) zur Verfügung gestellt.
Hinweise:
- Zum Modelljahr 1995 wurde die Kegelsteigung des Spurstangenkopfs geändert. Das alte Radlagergehäuse darf nicht mit dem neuen Spurstangenkopf bzw. das neue Radlagergehäuse darf nicht nicht mit dem alten Spurstangenkopf kombiniert werden. Die nachfolgende Zeichnung zeigt die Maße "alt" und "neu". Der Abstand der beiden Durchmessermaße von 15 mm wurde willkürlich gewählt: So weit lässt sich der Gummibalg zurückschieben. Der Kegel selbst ist länger.
- Nach Arbeiten an der Spurstange muss die Spur des Fahrwerks eingestellt werden. Man kann sich aber auch mit einer Laserwasserwaage behelfen; siehe Artikel Fahrwerkseinstellung.
- Um sich das Einstellen etwas zu erleichtern, bzw. um ohne große Probleme nach der Eigenreparatur zum Einstellen fahren zu können, sollte man die neue Spurstange vor dem Einbau auf das Mass der alten zusammenschrauben. Wird nur ein Teil erneut, ggf. vorher die Gesamtlänge messen und entsprechend montieren.
- Selbstsichernde Schrauben (hier: am Spurstangenkopf) grundsätzlich ersetzen.
- Grundsätzlich sollte der Faltenbalg zum Schutz des Lenkgetriebes erneuert werden. Beim Einbau der Spurstange bzw. beim späteren Einstellen der Spur ist darauf achten, dass er nicht in sich verdreht wird. Nach einer positiven optischen Prüfung des Faltenbalges kann man aber auf dessen Ersatz auch verzichten, so man beim Montagevorgang den Balg vorsichtig, aber deutlich gegen das Lenkgetriebe drückt und beim Zurückziehen auf den Gummiring nicht verletzt.
Werkzeug:
- Schraubenschlüssel mit SW32 bzw. 34 (beides möglich) oder ggf. weit aufspannende Wasserpumpenzange oder ein selbst gefertigtes Werkzeug wie im Bild. (Alternativ kann eine gute Wasserpumpenzange genutzt werden, dann sollte aber der Zugang zum Lenkgetriebe von unten möglich sein.)
- Drehmomentschlüssel für o.a. Schlüsselweite mit 70 Nm
- Schraubenschlüssel mit SW24
- Drehmomentschlüssel für o.a. Schlüsselweite mit 55 Nm
- Schraubenschlüssel mit SW19
- Drehmomentschlüssel für o.a. Schlüsselweite für 65 bzw. 40 Nm
- Auspresswerkzeug / Spurstangenabzieher / Spurstangenkopfabzieher für den Spurstangenkopf oder - zur Not - Hammer
- Inbus oder Torx zum Gegenhalten des Spurstangenkopfs (je nach Hersteller)
Arbeitsschritte:
- Fahrzeug vorne anheben, um das Rad zu entlasten.
- Rad abmontieren.
- Ggf. Motorwanne abbauen; in der Regel nicht erforderlich.
- Sechskantmutter (SW19), mit der der Spurstangenkopf am Radlagergehäuse befestigt ist, abschrauben.
- Spurstangenkopf ausziehen/-pressen oder durch Hammerschläge von unten heraustreiben. Wenn der Spurstangenkopfabzieher stark gespannt ist, aber der Kegel sich trotzdem nicht löst, helfen seitliche Hammerschläge auf das Radlagergehäuse an dieser Stelle. Durch die Erschütterungen wird der Kegel gelöst.
- Faltenbalg/Manschette am Lenkgetriebe soweit zurückschieben, bis das innere Gelenk freigelegt ist. Dann ggf. mit einem Kabelbinder in der Position fixieren.
- Lenkung einschlagen, um den folgenden Arbeitsschritt zu erleichtern.
- Gelenkstück (integrierte Mutter SW34) vom Lenkgetriebe lösen und abschrauben. Z.B. so wie im nachfolgenden Bild, wenn man mangels Grube/Hebebühne nicht direkt von unten mit einem Schraubenschlüssel oder einer Wasserpumpenzange an die Verschraubung gehen kann.
- Spurstange entnehmen.
- Bei Teilaustausch Spurstangenkopf von Gelenkstück abschrauben.
Wiederherstellung:
O.a. Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge. Dabei auf die korrekten Anzugsmomente achten:
- Mutter zur Befestigung des Spurstangenkopfes am Radlagergehäuse:
- Kontermutter am Spurstangenkopf (Spureinstellung): 55 Nm
- Gelenkstück am Lenkgetriebe: 70 Nm
Ab und an kommt es vor, dass sich die Sechskantmutter am Spurstangenkopf nicht mit dem richtigen Anzugsmoment festschrauben lässt, weil die Schraube des Kopfes durchdreht. In diesem Fall haben sich 4 Lösungen (ggf. in Kombination) bewährt:
- Die meisten Spurstangenköpfe besitzen am Gewindeende einen Inbus oder Torx zum Gegenhalten.
- Plastikring der alten selbstsichernden Mutter abschleifen und den Spurstangenkopf zunächst mit dieser Mutter anziehen; dabei unterhalb des vorgegebenen Anzugsmoments bleiben. Durch Abschleifen der Schraubensicherung lässt sich die Mutter butterweich auf das neue Gewinde aufzuschrauben, um das Gelenk im Konus zu fixieren. Danach die Mutter entfernen, die neue Mutter aufschrauben und mit dem korrekten Anzugsmoment festziehen. (Tipp von Frank Schulze)
- Spurstangenkopf wieder ausbauen, die Kegelbohrung (Konus) innen mit Schleifpapier nachbearbeiten bzw. entgraten und erneut versuchen.
- Per Wagenheber Druck auf den Spurstangenkopf ausüben, damit dieser sich im Konus verkeilt.
Spureinstellung
Die Einstellung der Spur erfolgt über das Verdrehen des Gelenkstückes. Dazu wie folgt vorgehen:
- Lenkung in Mittelstellung bringen.
- Kontermutter lösen.
- Gelenkstück verdrehen, bis der Sollwert erreicht ist.
- Kontermutter mit o.a. Anzugsmoment festziehen.
- Prüfen, dass sich der Faltenbalg nicht in sich verdreht hat.
Betrieb und Probleme
Die Spurstangen scheinen im T4 nicht allzu haltbar zu sein; km-Leistungen von 100.000 km sind schon sehr gut. Ein typisches Schadensbild ist Spiel entweder außen am Radlagerträger (z.B. verschlissenes Gummielement) oder innen am Gelenkstück in der Nähe des Lenkgetriebes. Intakte Spurstangen weisen keinerlei Spiel auf.
Insbesondere bei T4 mit Spurverbreiterung und/oder Breitreifen verschleißen die Spurstangengelenke überdurchschnittlich schnell.
Wird Spiel festgestellt, so sollte die Spurstange (je nach Schadensbild und Geldbeutel Kopf oder Gelenkstück oder komplett) bald gewechselt werden, weil die Spur eben nicht mehr stabil gehalten werden kann. Geringste Folge könnten unsauber abgefahrene Reifen sein.