Hinterradbremse (Scheibenbremse): Unterschied zwischen den Versionen

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(kein Unterschied)

Version vom 22. Mai 2010, 11:52 Uhr

Allgemeine Informationen

Die Scheibenbremsen hinten (Faustsattelbremse von Lucas) wurden zum Modelljahr 1996 bei der großen T4-Modellaufwertung eingeführt und bis Produktionsende weitgehend unverändert verbaut, wenn man mal von der Einführung von Belaghalteblechen zum Modelljahr 1998 absieht.
Die 15- und 16-Versionen unterscheiden sich im Wesentlichen durch Durchmesser und Dicke der Bremsscheiben; lange Zeit waren die Masse bei beiden Fahrwerken jedoch identisch. Siehe auch Technische Daten.

Da es abgesehen von den technischen Daten (Bremsscheibendurchmesser und -dicke) kaum nennenswerte Unterschiede zwischen der 15- und 16-Version gibt, wird die FN3 auf dieser Seite allgemein beschrieben. Unterschiede zwischen 15"- und 16"-Version werden an geeigneter Stelle erwähnt.
Ob diese Bremse verbaut ist, ist an der Ausstattungsnummer (PR-Nummer) 1LB (16") oder 1LU (15") für die Bremse vorne bzw. 2E3 (16") oder 2E2 (15") im Fahrzeugdatenträger erkennbar.

Zählt man die Schrauben und Beläge nicht mit, so besteht die komplette Vorderradbremse nur aus einer guten Handvoll Bauteilen.

Übersicht 1
Übersicht 2
Detailaufnahme Halteblech
Kabel Verschleißanzeige
Detailaufnahme Bremskolben

Die Führungsbolzen gleiten wie bei der Lucas C54 in Buchsen, die im Bremssattel sitzen. Der Bremskolben ist in den Bremssattel integriert.
Der Bremsträger ist mit 2 Sechskantschrauben (M14x1,5x38, 170 Nm) am Achslenker befestigt. Die Bremsscheibe ist mit einer Innensechskantschraube (M10x25x15, 10 Nm) an der Radnabe befestigt.


Funktionsweise

Der Bremssattel mit dem integrierten Bremskolben ist 'schwimmend', also in Grenzen frei verschiebbar über die Führungsbolzen mit dem feststehenden Bremsträger verbunden. Die Bremsbeläge sind in den Bremsträger (ab MJ1998 mit Halteblech) eingelegt; ebenfalls frei beweglich.

Wird Bremsdruck aufgebaut, drückt der Kolben zunächst den inneren Bremsbelag gegen die Bremsscheibe. Aufgrund der Krafteinwirkung auf die Bremsscheibe wird der Bremssattel nun entlang der Führungsbolzen nach innen (Richtung Fahrzeugmitte) verschoben, wodurch er nun auch den äußeren Belag gegen die Bremsscheibe presst. Durch die 'schwimmende Aufhängung' des Bremssattels wird also sichergestellt, dass die Bremsscheibe von beiden Bremsbelägen gleichzeitig eingeklemmt wird, obwohl nur ein Bremskolben zum Einsatz kommt.
Nach Abbau des Bremsdrucks erfolgt die Rückstellung des Kolbens durch den elastischen Kolbendichtring, der den Kolben im Bremssattel wieder etwas in Richtung Fahrzeugmitte zieht. Dies alles kann aber nur dann einwandfrei funktionieren, wenn sich Bremssattel, Bremskolben und Bremsbeläge leicht bewegen lassen. Bei der Wartung der Bremse und beim Bremsbelag/-scheibenwechsel ist daher die gute Beweglichkeit durch Reinigung und Schmieren der Berührungsflächen der beweglichen Teile sicher zu stellen.

Die Handbremse wirkt, auf beiden Seiten, über einen durch das Handbremsseil betätigten Hebel am Bremssattel mechanisch auf den Bremskolben. Eine in den Bremskolben integrierte automatische Nachstellvorrichtung sorgt für einen von der Bremsbelagdicke unabhängigen Hebelweg. Aufgrund des Funktionsprinzips der Nachstellung (Verstellung über ein Gewinde bei Betätigung der Fussbremse) darf der Bremskolben nicht gerade zurückgedrückt werden.


Wechsel von Bremsbelag und Bremsscheibe

Hinweise

  • Arbeiten an der Bremsanlage sollte nur der durchführen, der die erforderlichen Fachkenntnisse besitzt. Und diese Beschreibung kann diese Fachkenntnisse nicht ersetzen!
  • Wer sich trotzdem nur mit dieser Anleitung an die Arbeit macht, sollte stets im Hinterkopf behalten, dass von der korrekten Funktion der Bremse Menschenleben abhängen können.
  • Für die Korrektheit der nachfolgenden Beschreibung kann natürlich keinerlei Garantie, Haftung etc. übernommen werden. Jeder führt die Arbeiten dementsprechend auf eigenes Risiko durch.
  • Grundsätzlich sollten immer die Beläge auf beiden Seiten gleichzeitig gewechselt werden. Gleiches gilt für die Bremsscheiben.
  • Ein Entlüften der Bremsanlage ist nach einem Belag-/Scheibenwechsel nicht erforderlich.

Arbeitsschritte

Räder abmontieren

Siehe Räder abmontieren.


Bremsflüssigkeitsbehälter sichern

Hinweise:

  • Beim Zurücksetzen des Bremskolbens kann Bremsflüssigkeit aus dem Behälter austreten und Schäden verursachen.

Arbeitsschritte:

  1. Bremsflüssigkeitsbehälter öffnen.
  2. Etwas Bremsflüssigkeit absaugen oder zumindest einen Lappen um den Behälter legen, um austretende Bremsflüssigkeit aufzufangen.
    Bremsanlage Wechsel Bremsfluessigkeitsbehaelter.jpg

Wiederherstellung:

  1. Bremsflüssigkeitsstand kontrollieren; muss zwischen min.- und max.-Markierung sein.
  2. Bremsflüssigkeitsbehälter verschließen.


Handbremsseil abbauen

Hinweise:

  • Der Abbau des Bremsseils ist nicht zwingend erforderlich.
  • Die Handbremse muss während der Arbeiten in Ruhestellung (= nicht angezogen) sein.
  • Die Handbremse muss neu eingestellt werden, wenn Bremssattel oder Bremsscheibe gewechselt werden.

Werkzeug:

  • Schraubenzieher o.ä. als Hebel
  • ggf. Zange


Arbeitsschritte:

  1. Federklammer für Bremsseil ausclipsen. Dazu einen Schraubenzieher zwischen Klammer und Halter drücken und Federklammer nach vorne abhebeln.
    Kugel abhebeln
  2. Dann das obere Ende des Bremsseils (Kugel) ggf. mit einer Zange nach oben aushängen.


Wiederherstellung:

  • O.a Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge.
  • Ggf. Handbremse neu einstellen (siehe unten).


Bremssattel und Beläge abbauen

Hinweise:

  • Bremssattel gut gesichert so ablegen, dass kein Zug auf den Bremsschlauch ausgeübt wird.
  • Vor dem Zurücksetzen des Bremskolbens sicherstellen, dass keine Bremsflüssigkeit aus dem Behälter unkontrolliert auslaufen kann.
  • Bei der Hinterradbremse darf der Bremskolben nicht einfach nur (gerade) zurückgedrückt werden, weil sonst der automatische Nachstellmechanismus der Handbremse beschädigt wird. Vielmehr muss gleichzeitig gedrückt und gedreht werden.
  • Bei der Bremse mit Bremsbelagverschleißanzeige ist der Halter für die Steckverbindung mit der Schraube für den Führungsbolzen fixiert.
  • Haltebleche für die Bremsbeläge wurden erst 1998 eingeführt und sind dem entsprechend bei älteren T4 nicht vorhanden. Bei diesen T4 dürfen im Bremsbelagsatz ev. mitgelieferte Haltebleche nicht eingebaut werden, wenn nicht der Bremsträger gegen einen neuen ausgetauscht wird.
  • Haltebleche, sofern vorhanden, sind bei jedem Belagwechsel ebenfalls zu wechseln.
  • Damit eine einwandfreie Funktion der Bremsanlage gewährleistet ist, müssen die Bremsbeläge in Längsrichtung auf einer Seite ein Spiel von mindestens 0,4mm zum Bremsträger oder zum in den Bremsträger eingesetzten Belaghalteblech haben.
  • Selbstsichernde Schrauben (hier: Befestigungsschrauben Führungsbolzen) immer ersetzen. Hierfür sind Reparatursätze erhältlich.


Werkzeug:

  • Schraubenschlüssel oder Nuss SW13
  • Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz SW13 bis 35 Nm
  • Schraubenschlüssel (Maul) SW15 zum Gegenhalten
  • Schnur o.ä. zum Sichern des Bremssattels
  • Bremsenrücksteller VW 3272 oder vergleichbares Werkzeug.
  • Ggf. Schraubenschlüssel (Maul) SW13 für Kolben-Rücksteller


Arbeitsschritte:

  1. Ggf. Stecker für Bremsbelagverschleißanzeige trennen. Dazu die Steckverbindung im Halter um 90 Grad drehen, nach vorne herausnehmen (?) und trennen.
    Stecker für Verschleißanzeige
  2. Befestigungsschrauben für Bremssattel/Führungsbolzen (Sechskant M8x21, SW13, 35 Nm, selbstsichernd) oben und unten herausschrauben. Dabei mit Maulschlüssel SW15 gegenhalten.
    Befestigungsschrauben Führungsbolzen lösen
    Gegenhalten am Führungsbolzen
  3. Kabel für Bremsbelagverschleißanzeige belagseitig abschneiden.
  4. Bremssattel ggf. mit etwas Gewalt abnehmen
    Bremssattel abnehmen
    und mit einer Schnur z.B. am Achslenker sichern oder anderweitig gesichert ablegen, damit durch das Gewicht des Bremssattels kein Zug auf den Bremsschlauch ausgeübt werden kann.
  5. Kabelführung für die Verschleißanzeige ausclipsen.
    Kabelführung ausclipsen
  6. Bremsbeläge und ggf. Haltebleche heraus nehmen.
    Bremsbeläge abnehmen


Wiederherstellung:

  1. Bremse vorher sorgfältig mit Drahtbürste und Feile/Schmirgelpapier reinigen; siehe Reinigen und Fetten.
  2. Bremskolben mit Rückstellvorrichtung durch gleichzeitiges Drücken und Drehen im Uhrzeigersinn zurücksetzen. Dazu, wie auf dem modifiziertem Bild von X_Fish (www.gaskutsche.de) zu sehen ist, den Rücksteller so ansetzen, dass der Werkzeugbund an der Innenseite des Bremssattels anliegt. Dann durch Drehen im Uhrzeigersinn am Ende des Werkzeuges, ggf. unter Zuhilfenahme eines Maulschlüssels SW13, den Bremskolben zurückdrücken/-drehen.
    Dabei darauf achten, dass die Dichtung in Position bleibt und sich nicht verzieht. Macht sie dass, die Dichtung vorsichtig etwas anheben und z.B. mit Bremsflüssgkeit 'schmieren'.
    Bremskolben zurücksetzen
    (X_Fish, www.gaskutsche.de, modifiziert)
  3. Sollen auch die Bremsscheiben erneuert werden, mit den entsprechenden Arbeiten fortfahren; siehe Bremsscheibe prüfen und ausbauen.
  4. Sofern vorher vorhanden, Belaghaltebleche oben und unten in den Bremsträger einsetzen. Dabei darauf achten, dass sich kein Schmutz zwischen Bremsträger und Halteblech befindet.
  5. Bremsbeläge in den Bremssattel (mit oder ohne Haltebleche) einsetzen und parallel an die Bremsscheibe sowie an einer Seite gegen den Bremssattel bzw. das Halteblech drücken.
  6. Spiel der Bremsbeläge auf beiden Seiten der Bremsscheibe mit Fühlerlehre prüfen. Es muss an einer Seite mindestens 0,4mm betragen. Wird das Spiel nicht erreicht, müssen die Bremsbeläge und ggf. die Haltebleche wieder entnommen und die Auflageflächen am Bremsträger nachgearbeitet werden.
    Spiel der Beläge prüfen
    Spiel der Beläge prüfen
  7. Ist das Spiel in Ordnung, die Berührungsflächen an Belag und Sattel leicht fetten; siehe Reinigen und Fetten. Dann die Beläge einsetzen.
  8. Führungsbolzen in Bremsträger einsetzen, falls noch nicht geschehen, Bremssattel aufsetzen und mit neuen selbstsichernden Schrauben (Sechskant, M8x21, SW13, 35 Nm) an Führungsbolzen festschrauben; Anzugsmoment 35 Nm. Dabei gegenhalten.
    Gegenhalten am Führungsbolzen
  9. Falls vorhanden, Kabelführung für die Bremsbelagverschleißanzeige einclipsen, Stecker verbinden und spannungsfrei in den Halter einsetzen und durch 90 Grad-Drehung fixieren.
    Kabelführung einsetzen
  10. Handbremsseil wieder einclipsen.
  11. Abschließend das Bremspedal einige Male mit kurzen Hüben betätigen, damit der Kolben und die Beläge wieder ihre Arbeitsposition einnehmen. Auf keinen Fall das Bremspedal anfangs ganz durchtreten, weil dadurch der Hauptbremszylinder beschädigt werden kann.
  12. Einstellung der Handbremse prüfen und ggf. einstellen.
  13. Bremsflüssigkeitsstand prüfen.

Bremsscheibe prüfen und ausbauen

Hinweise:

  • Grundsätzlich ist ein Ausbau nicht erforderlich, wenn nicht auch die Bremsscheibe gewechselt werden soll.
  • Bremsscheiben grundsätzlich immer achsweise ersetzen.
  • Darauf achten, dass weder Rostlöser noch Schmiermittel etc. an die Bremsflächen der Bremsscheiben gelangen.
  • Bremsscheiben nicht mit roher Gewalt von der Radnabe trennen, um Schäden an der Bremsscheibe zu vermeiden. Ggf. Rostlöser anwenden.

Werkzeug:

  • Ggf. Rostlöser
  • Inbusschlüssel 6 mm
  • Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz bis 10 Nm
  • Schraubenschlüssel oder Nuss für Sechskant M14 (SW18)
  • Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz bis 170 Nm


Arbeitsschritte:

  1. Bremsscheibe prüfen. Sie sollte eine Restdicke deutlich oberhalb der Verschleissgrenze (10 mm bei 15 und 11,5 mm bei 16)) haben und darf keine Einlaufspuren sowie Beschädigungen aufweisen.
  2. Ggf. Befestigungsschrauben für die Bremsscheibe sowie den Bremsträger mit Rostlöser behandeln und einwirken lassen.
  3. 2 Schrauben (Sechskant, M14x1,5x38, SW18, 170 Nm) zur Befestigung des Bremsträgers herausschrauben; ein längerer Hebel oder schwererer Hammer ist hilfreich.
    Befestigungsschrauben für Bremsträger
    Dann Bremsträger abnehmen.
  4. Innensechskantschraube (M10x25x15, 6mm, 10 Nm) für die Befestigung der Bremsscheibe herausdrehen. Dabei die Bremsscheibe festhalten.
    Inbusschraube für Bremsscheibe heraus drehen
  5. Bremsscheibe abnehmen.


Wiederherstellung:

  1. Innensechskantschraube und Auflageflächen Radnabe-Bremsscheibe gründlich reinigen. Siehe Reinigen und Fetten.
  2. Wird die alte Bremsscheibe weitergenutzt, Rost und ggf. Grat am Umfang mechanisch beseitigen. Keinen Rostlöser nutzen!
  3. Bremsscheibe aufsetzen und mit Innensechskantschraube befestigen. Anzugsmoment: 10 Nm.
  4. Bremsträger aufsetzen und mit beiden Schrauben am Achslenker befestigen; Anzugsmoment 170 Nm.
  5. Handbremse einstellen.


Reinigen und Fetten

Hinweise:

  • Da die Bremse nur dann problemlos und ohne unnötigen Verschleiss arbeitet, wenn die beweglichen Teile sich leicht bewegen lassen (siehe Funktionsweise), darf man die nachfolgenden Schritte auf keinen Fall auslassen und muss sie zudem sorgfältig durchführen.
  • Darauf achten, dass keine Schmiermittel, Fette etc. auf die neuen Beläge und Scheiben gelangen.
  • Grundsätzlich nur hitzebeständige Kupferpaste, Keramikpaste bzw. von VW freigegebene Schmiermittel (z.B. Lithium-Schmierfett VW G 052 150 A2 oder Festschmierstoffpaste G 000 650) verwenden.
  • Bei der Behandlung von Aluminiumteilen (z.B. Bremssattel aus einer Aluminiumlegierung) mit einer kupferhaltigen, leitfähigen Paste soll es zu nachteiligen elektrochemischen Reaktionen kommen können, durch die diese Teile möglicherweise angegriffen werden.

Werkzeug:

  • Drahtbürste, Feile und/oder Schmirgelpapier
  • Geeignetes Schmiermittel zum Einfetten


Arbeitsschritte:

  1. Falls die Bremsscheibe abgenommen wurde, Radnabe einschließlich Mittenzentrierung gründlich reinigen. Mittenzentrierung dünn einfetten.
  2. Die Auflageflächen für die Beläge am Bremsträger bzw. für die Haltebleche gründlich mit Drahtbürste und Feile/Schmiergelpapier reinigen.
  3. Auflageflächen am Bremsträger bzw. an den Halteblechen sowie auf der Rückseite der Beläge dünn einfetten.
    Auflageflächen fetten 1
    Auflageflächen fetten 2
    (X_Fish, www.gaskutsche.de, modifiziert)
  4. Führungsbolzen auf Leichtgängigkeit prüfen und ggf. reinigen sowie dünn einfetten. Schutzkappe bei Beschädigung wechseln.