Frontscheibe (Wechseln)

Aus T4-Wiki
Version vom 28. März 2024, 22:14 Uhr von Sandbox (Diskussion | Beiträge) (→‎Ergänzende Hinweise)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Optischer Zustand des Frontscheibenrahmens vor dem Ausbau

Die Frontscheibe (auch Windschutzscheibe) des T4 wird offensichtlich ähnlich leicht wie die Motorhaube ein Opfer der Steinschläge. Die von den einschlägigen Unternehmen gerne praktizierte punktuelle Reparatur ist allerdings nur bedingt möglich. Sobald sich die beschädigte Stelle im Sichtfeld des Fahrers befindet, ist der komplette Tausch der Scheibe unumgänglich.

In diesem Fall bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten an, die Scheibe tauschen zu lassen:

  • Abgabe des Fahrzeugs in eine Werkstatt
  • Vor-Ort-Wechsel durch ein Glasreparatur-Unternehmen

Insbesondere bei einem T4 mit höherer Laufleistung ist die Wahl der zweiten Variante durchaus überlegenswert.
Wie die folgenden Bilder belegen, neigt der T4 zu Rostansätzen am Rahmen der Frontscheibe, bevorzugt auf der Fahrerseite untere Ecke. Die folgenden drei Bilder zeigen die offensichtlichen Rostprobleme, dank der freundlichen Farbe (Dragongreen-Perleffekt) ist der optische Eindruck nicht zu aufdringlich, aber doch sichtbar.

Rostschaden am Frontscheibenrahmen


Rostschaden am Frontscheibenrahmen, Detail 1


Rostschaden am Frontscheibenrahmen, Detail 2


Ausbau der Frontscheibe

Die Frontscheibe wird mit einem Schneiddraht "ausgeschnitten", d.h. die Klebefuge wird durchschnitten. Abschließend kann man die Scheibe einfach aus dem Rahmen herausnehmen. Der Schneiddraht wird in einem flachen Spezialdorn eingefädelt und im Bereich der unteren Scheibenmitte durch die Klebefuge gedrückt. Der Dorn wird entfernt und an den beiden Enden des Drahtes jeweils ein Handgriff montiert. Durch kräftiges Ziehen von außen mit gleichzeitiger Bewegung in der Flucht des Scheibenrandes wird Stück für Stück der Klebeverbindung aufgeschnitten. Die Person außen übernimmt im eigentlichen Sinn die Schneidarbeit, die Person im Fahrzeug muß die Schneidbewegung mitführen und auf die Unversehrtheit der Innenverkleidung achten. Deswegen gibt es zwei "Schutzbleche" aus Aluminium, die peinlich genau in die Kante zwischen Scheibe und Verkleidung gedrückt werden müssen, damit der Schneiddraht auf dem Aluminium läuft und nicht noch Teile der Verkleidung "mitschneidet".

Aussschneiden der Frontscheibe

Man beachte den Aluminiumschutz (gelber Pfeil) und die beiden Handgriffe, zum Führen des Schneiddrahtes (rote Pfeile).

Aussschneiden der Frontscheibe
Aussschneiden der Frontscheibe
Aussschneiden der Frontscheibe
Aussschneiden der Frontscheibe
Aussschneiden der Frontscheibe


Optischer Zustand des Frontscheibenrahmens nach dem Ausbau

Nicht ganz überraschend stellt sich die Rostsituation nach dem Scheibenausbau etwas drastischer dar. Offensichtlich wurde die Scheibe bereits einmal gewechselt und wohl mit einem Messer statt der Schneiddrahtvariante heraus geschnitten. Deswegen wohl die Lackverletzungen in den Ecken des Scheibenrahmens. Die folgenden vier Bilder dokumentieren den Zustand unmittelbar nach dem Ausbau der Frontscheibe.
Da man bereits vor der Demontage die Notwendigkeit einer Rostbehandlung erkennen konnte, war die Entscheidung, den Scheibenwechsel vor Ort vornehmen zu lassen, absolut richtig.

Rostbefall, Fahrerseite unten


Rostbefall, Fahrerseite oben


Rostbefall, Beifahrerseite oben


Rostbefall, Beifahrerseite unten


Rostschutzmaßnahmen - Vorgehensweise - Werkzeug

Jetzt kommt der zeitliche Faktor ins Spiel.
Entrosten, Rostumwandler, trocknen, Filler, trocknen, nochmals mehrmals Filler, min. 24 Stunden trocknen, Lackauftrag, trocknen, Klarlack, min. 24 Stunden trocknen.
Beginn dieser Maßnahme war die Entrostung ab Feitag abend, das Ende gegen Sonntag mittag der Klarlackauftrag. Montag mittag wurde dann die neue Scheibe montiert.
Der Vor-Ort-Service hatte sich bereit erklärt, am Freitag die Scheibe auszubauen und am Montag Mittag die neue Scheibe wieder einzubauen. Damit war die Möglichkeit gegeben, während dem Wochenende die "Rostkur" vorzunehmen.

  • Beim Entrosten des Scheibenrahmens leistet ein dremelartiges Gerät unschätzbare Dienste. Im Gegensatz zur Bohrmaschine oder Flex mit entsprechenden Werkzeugen ist hier ein deutlich feineres Arbeiten möglich. Zusätzlich verteilt sich der Schleifstaub nicht so drastisch im Innenraum des Fahrzeugs (nicht vergessen: die Scheibe fehlt ;-) ). So lassen sich die Roststellen gut blank schleifen.
  • Die Anwendung von Rostumwandler, Rostbremse o.ä ist in erster Linie Glaubenssache. Trotzdem sollte man den Faktor Zeit beachten. Für die letzte Lackschicht sollten 24 Stunden Trocknungszeit zur Verfügung stehen, deswegen ev. bei knappen Zeitfenstern auf den Rostumwandler verzichten.
  • Filler wurde benutzt, da sich nach dem Schleifen an verschiedenen Stellen doch einige tiefere "Mulden" zeigten. Zum Spachteln zu wenig, für die Grundierung zu tief, also Filler. Der Filler wurde in mehreren Schichten mit dem Pinsel aufgetragen. Nach der letzten Schicht sind 24 Stunden Aushärtezeit nötig.
  • Schleifen mit Wasserschleifpapier - an den später sichtbaren Bereichen entsprechend sauber, an den nichtsichtbaren Bereichen genügt ein oberflächliches Bearbeiten.
  • Der Originallack (Mischung vom Lackierer) wurde mittels Pinsel in den nicht sichtbaren Bereichen in mehreren Schichten aufgetragen und nach einer Stunde mit Klarlack aus der Dose gedeckt. (Abkleben nicht vergessen). Jetzt muß 24 Stunden Trockenzeit zur Verfügung stehen.

Grund: Kurz vor dem Einbau der Scheibe wird der Rahmen kräftig entfettet und geprimert. Ist der Lack nicht ausreichend getrocknet, findet man wesentliche Teile des Lackaufbaues auf dem Lappen wieder - der Nutzen der Rostschutzmaßnahme wäre doch stark reduziert.

Rostbehandlung, Fahrerseite unten

Bild oben: Zustand nach dem Entrosten, Rostumwandler, Filler, 24 Stunden Trocknung
Bild unten: Zustand nach dem Schleifen, Lackieren in Wagenfarbe, Klarlack, 24 Stunden Trocknung

Lackierung, Fahrerseite unten


Rostbehandlung, Fahrerseite oben

Bild oben: Zustand nach dem Entrosten, Rostumwandler, Filler, 24 Stunden Trocknung
Bild unten: Zustand nach dem Schleifen, Lackieren in Wagenfarbe, Klarlack, 24 Stunden Trocknung

Lackierung, Fahrerseite oben


Rostbehandlung, Beifahrerseite oben

Bild oben: Zustand nach dem Entrosten, Rostumwandler, Filler, 24 Stunden Trocknung
Bild unten: Zustand nach dem Schleifen, Lackieren in Wagenfarbe, Klarlack, 24 Stunden Trocknung

Lackierung, Beifahrerseite oben


Rostbehandlung, Beifahrerseite unten

Bild oben: Zustand nach dem Entrosten, Rostumwandler, Filler, 24 Stunden Trocknung
Bild unten: Zustand nach dem Schleifen, Lackieren in Wagenfarbe, Klarlack, 24 Stunden Trocknung

Lackierung, Beifahrerseite unten


Lackierung, Mitte unten


Einbau der Frontscheibe

Der Frontscheibeneinbau ist mit fachlicher Unterstützung und professioneller Vorbereitung nicht so dramatisch.

Frontscheibeneinbau - Dichtungsgummi

Zuerst wird die neue Scheibe vorbereitet. Der Dichtungsgummi wird auf die Kante aufgesteckt und die beiden Handgriffe angebracht.

Frontscheibeneinbau - Trockentest

Dann ein Trockentest - so wirds im Ernstfall gemacht.

Frontscheibeneinbau - Scheibe entfetten

Jetzt wird der Scheibenrand kräftig entfettet.

Frontscheibeneinbau - Fensterrahmen entfetten

Und der Scheibenrahmen wird auch kräftig entfettet - das ist der Moment, den die Lackschicht ohne größere Defekte überstehen sollte.

Frontscheibeneinbau - Scheibe Haftgrund

Haftgrund auf die Scheibe,

Frontscheibeneinbau - Fensterrahmen Primer

Primer auf den Rahmen.

Frontscheibeneinbau - Kartuschendüse Formschnitt

Die Düse für die Klebekartusche wird in Form geschnitten, ein wichtiger Schritt: Damit wird sichergestellt, dass der Kleber in Menge und Plazierung sauber verteilt wird.

Frontscheibeneinbau - Kleber auftragen
Frontscheibeneinbau - Kleber auftragen

Im Schnittbild würde die Kleberaupe ein spitzes Dreieck darstellen.

Frontscheibeneinbau - Scheibe einsetzen, positionieren und fixieren

Dann die Scheibe einsetzen, gut nach oben positionieren. Sofort an Hand des Verlaufes der Gummidichtung die Position der Scheibe im Rahmen prüfen und in kürzester Zeit leicht nachregeln. Dann unmittelbar die Scheibe im Rahmen rundherum mit der Hand leicht festklopfen. - Fertig. Zur Fixierung noch zwei Klebestreifen vom Dach auf die Scheibe, dann 2-3 Stunden trocknen lassen. Der T4 wäre dann wieder fahrbereit. 12 Stunden stehen lassen schadet wohl aber auch nicht.

Ergänzende Hinweise

  • Mit dem Schneiddraht nicht sägen, denn dabei erhitzt er sich und reißt. Stattdessen innen etwa 10 cm in Schneidrichtung vorauseilen, dann außen in Schneidrichtung nachziehen, usw. Der Draht bildet dabei ein enges "U" um den noch zu schneidenden Kleberaupenteil.
  • Die Klebenahtlänge der Windschutzscheibe beträgt 465 cm. (185 cm unten + 140 cm oben + 2 x 70 cm seitlich).
  • Im "VW-Reparaturleitfaden Transporter 1991" wird für das Scheibeneinkleben ein dreieckiger Kleberaupenquerschnitt mit der Grundlinie 0,8 cm und der Höhe 1,3 cm angegeben (siehe Zeichnung). Der Querschnitt beträgt 0,8 cm * 1,3 cm / 2 = 0,5 cm². Das theoretisch benötigte Klebervolumen beträgt 465 cm * 0,5 cm² = 233 cm³ = 233 ml. Praktisch wird es mehr sein.
  • Die Dichtlippe der Gummidichtung zeigt nach außen (siehe Zeichnung). Die Gummidichtung wird vor dem Auftragen der Kleberaupe auf die Scheibe montiert. Beim Ausbau der Scheibe wird die Gummidichtung zerstört. Zum Einbau wird eine neue Gummidichtung benötigt. Bei VW heißt die Gummidichtung "Einfassrahmen".
Links: Die Kleberaupe, Maße in cm // Rechts: 1 Verbundscheibe, 2 Scheibenkleber, 3 Die Dichtlippe der Gummidichtung zeigt nach außen.