Bremskraftverstärker

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Bild eines BKV

Funktion

Der Bremskraftverstärker (BKV) ermöglicht die Verringerung der Betätigungskraft an der Bremse eines Fahrzeugs, die zur Erreichung einer gewünschten Bremswirkung benötigt wird.
Im T4 ist baujahr- und motorunabhängig ein sogenannter Unterdruck-Bremskraftverstärker verbaut, bei dem die Hilfskraft mittels Unterdruck (pneumatisch) erzeugt wird. Bis MJ1995 wurden BKV mit Einfachmembran verbaut, danach u.a. wegen der Einführung der TDI-Motoren solche mit Doppelmembran.


Beim Bremskraftverstärker handelt es sich im Wesentlichen um einen Behälter mit einer Arbeitsmembran, die mit dem Gestänge des Bremspedals verbunden ist, und diversen Ventilen. Die eine Seite (im Bild links) ist mit dem Unterdrucksystem des Fahrzeuges verbunden und steht kontinuierlich unter Unterdruck, wenn der Motor läuft bzw. bis der Vorratsspeicher im BKV 'leer' ist. Die andere Seite ist abhängig von der Stellung des Bremspedals gegenüber der Unterdruckseite oder der Umgebungsluft abgedichtet.

Funktionsprinzip

In Ruhestellung des Bremspedals findet ein Druckausgleich zwischen beiden Seiten statt; im gesamten BKV herrscht ein Unterdruck. Wird das Bremspedal betätigt, kann Umgebungsluft auf der pedalgerichteten Seite einströmen. Sie wird nun mit atmosphärischem Druck beaufschlagt. Die entstehende Druckdifferenz im Bremskraftverstärker verursacht eine Kraft, die die Bremspedalkraft unterstützt. Durch die spezielle Auslegung der Ventile im Bremskraftverstärker ist die Hilfskraft des Kolbens immer proportional zur Pedalkraft. Ohne Unterdruck muss dann die Pedalkraft alleine die Bremskraft aufbringen, wozu dann ein wesentlich größerer Kraftaufwand nötig ist.

Aufgrund der verhältnismäßig kleinen Druckdifferenz muss die Fläche der Membran relativ groß sein, um eine genügend hohe Kraftwirkung zu erzielen. Dem entsprechend groß ist das Gehäuse des Bremskraftverstärkers.


Bei den Benzinmotoren wird der hinter der Drosselklappe im Saugrohr entstehende Unterdruck bei der Kraftstoff-/Luftgemisch-Einspritzung genutzt. Bei den Dieselmotoren wird der Unterdruck durch die am Zylinderkopf verbaute Vakuumpumpe erzeugt.
Der Unterdruck wird direkt zum Bremskraftverstärker 'geleitet', sodass dieser immer versorgt ist. Der Unterdruck für zusätzliche Verbraucher (z.B. Ventile für die Luftführung im Innenraum oder für diverse Ventile im Kühlmittelkreislauf) wird hinter einem Rückschlagventil abgegriffen, das Unterdruckerzeugung und BKV vom restlichen Unterdrucksystem abgrenzt. Das nachfolgende Bild zeigt das Ventil in der Unterdruckleitung zum BKV im Motorraum einer 2001er TDI-Motor (ACV).

Rückschlagventil (ACV)


Einbauort

Der Bremskraftverstärker ist auf der rechten Seite im Motorraum an der Spritzwand befestigt. Er bildet eine demontierbare Einheit mit dem Bremspedal (Pedalerie) im Fahrzeuginneren und dem Hauptbremszylinder im Motorraum.

Einbauort (TDI)
Detailansicht vom Einbauort


Ausbau

  1. Kühlwasserbehälter
    1. 2 Schrauben auf Rückseite des Behälters lösen
    2. ggf. vorhandene Schlauchverbinder der Kühlwasserschläuche trennen
    3. Nun den Behälter beiseite drücken (möglichst ohne Gewalt)
  2. HBZ & Bremsleitungen (je nach Ausstattung und Motorisierung kommen hier unterschiedliche Varianten zum Einsatz)
    1. Möglichkeit: alle Leitungen abschrauben - hier empfiehlt es sich einen Lappen unterzulegen. Bremsflüssigkeit tritt aus
      1. Leitungen vom HBZ abschrauben
      2. Die Bremsleitung(-en) vor dem Bremskraftverstärker, unterhalb des HBZ, lösen und auseinanderdrücken
    2. Möglichkeit: Auch bei ungünstiger Zugangslage ist bei vorsichtigem Arbeiten ein Ausbau des BKV bei angeschlossenen Bremsleitungen möglich. Ggf. vorhandene Bremsleitungsverbinder lösen, da diese die Flexibilität der Leitungen einschränken
  3. Bei hydr. Kupplung: Schlauch vom Bremsflüssigkeitsbehälter trennen und verschließen. Bremsflüssigkeit!
  4. Beide Muttern M8 vom HBZ zum BKV lösen (20Nm). Die Bremsleitungen leicht beiseite drücken und den Hauptbremszylinder nach vorne ziehen und seitlich versetzen
  5. Unterdruckleitung zum BKV abziehen
  6. BKV auf der Fahrzeuginnenseite lösen: Bremspedal-Sicherungsstift ausbauen. Hinter dem Bremspedal ist eine Isolierabdeckung, diese vorsichtig nach hinten ziehen (ggf. oben auftrennen). Jetzt können die 4 Muttern (Nuß 13mm / 25Nm) des BKV gelöst werden
  7. Um den BKV nun heraus zu bringen ist etwas Geschick angesagt. Die Bremsleitungen nicht zu gewaltvoll beiseite drücken. Ggf. Bremsleitungen mit Tuch oder Klebeband vor Beschädigungen der Isolierschicht schützen. Mit zusätzlicher Hilfe geht es bedeutend leichter
  8. BKV etwas schwenken und nach vorne ziehen

Vor dem Einbau die Gummidichtung BKV-Spritzwand auf den neuen BKV setzen. Beim Einbau des BKV darauf achten, daß die Dichtung unter der grauen Gummitülle nicht beschädigt wird.

Tipp: Der BKV rostet an der Blechkante, mit der die beiden BKV-Hälften verbunden sind (Original VW bzw. ATE). Ursache ist die Falzung, die unbehandelt ist. Wer sich an einem rostfreien Motorraum erfreuen will, sollte diese Falzungen vor Einbau behandeln.

Teilenummern

Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Bremskraftverstärker (z.B. mit oder ohne ABS, ESP) werden an dieser Stelle nur vereinzelte Teilenummern aufgeführt. Auf dem BKV selbst ist üblicherweise die Teilenummer des Behälters aufgeklebt; dies ist nicht zu verwechseln mit der ZSB-TN (Zusammenbau-Teilenummer) des eigentlichen BKV incl. weiterer Teile.

  • 701 612 101 J - Bremskraftverstärker ATE 03.7757.0801.4; verbaut in T4 Multivan Baujahr 08/1995 Modell 1996

Anm.: Der BKV ATE 03.7757.0801.4 ist identisch mit ATE 03.7755-4202.4 (Mögliche anderweitige Artikelangaben von VW sind (leider) unrichtig, da Bremspedal ca 6cm weiter hinten // Habe diesen bestellt, nachdem der von VW gelieferte nicht passte)

Ersatzteil ZSB ist die 7D0 612 105 B (ATE 03.7755-4302.4). Laut Auskunft von Conti ist auch der 03.7755-4202.4 passend, dieser ist Ersatz für 03.7755-4302.4 (Quelle: https://www.t4forum.de/forum/index.php?thread/276065-leichtes-zischen-direkt-an-der-muffe-luftbalg-vor-dem-bremspedal/&postID=3846127#post3846127)

Eigendiagnose, Prüfung und Störungen

Eigendiagnose

Der BKV ist nicht diagnosefähig.


Prüfung

Die Funktion des Bremskraftverstärkers kann wie folgt geprüft werden:

  • Motor abstellen,
  • Bremspedal mehrmals betätigen, bis ein starker Widerstand spürbar wird,
  • Bremspedal getreten halten und Motor starten.
  • Wenn das Bremspedal nun nachgibt, ist der BKV grundsätzlich funktionsfähig.


Störungen

Eine typisch Störung ist eine Undichtigkeit; häufig auf der Pedalseite.

Typische Auswirkungen einer Störung:

  • nachlassende oder fehlende Bremsunterstützung
  • leises Pfeifgeräusch aus dem Bereich des Bremspedals


Typische Ursachen einer Störung:

  • Undichtigkeit


Umbau auf neuen Typ

Da der einfache Bremskraftverstärker bei VW nicht mehr lieferbar ist muss man im zweifelsfall (wenn man keinen passenden bekommt) auf den neueren Doppelten Umbauen.

Es muss neben dem Bremskraftverstärker das Bremspedal getauscht werden, der Anlenkpunkt der Betätigungsstange unterscheidet sich. Es muss entweder der Bremsflüssigkeitsbehälter getauscht werden gegen eine neue Variante oder die Motorhaube etwas modifiziert. , der kleine Rücklauf vom Kühlwasserausgleichsbehälter stößt gegen den alten Bremsflüssigkeitsbehälter. Der Stecker für den Bremsflüssigkeitsstand passt noch so gerade ohne Spannung im Kabel beim alten Behälter . Ein Tausch des Behälters ist sinnvoll , wird der alte HBZ behalten können die Laschen des neuen Behälters ja zB mit einem Kabelbinder unter dem HBZ her verbunden werden. Ansonsten Passt der neune Behälter auf den alten HBZ .


Los gehts: Batterieabdeckung ab. Bremsflüssigkeit absaugen damit nichts rumsift wenn der Schlauch der hydraulischen Kupplung abgemacht wird /wenn vorhanden. (kommt trotzdem noch was ) X( Innen die Dämmung wegklappen (ggf oben durchtrennen) Bolzen vom Pedal entfernen, Stecker vom Bremslichtschalter abmachen. Die 2 Muttern außen lösen (HBZ) SW 13 und die 4 Muttern innen lösen SW 13 , geht mit einer sehr langen Verlängerung gut . Schlauch von der Kupplung trennen ! Bremsflüssigkeit ist sehr aggressiv gegen über Lack ,Tropfen auffangen/bzw sofort wegwischen/ggf. mit Wasser spülen. Kühlwasserbehälter abschrauben (macht es etwas einfacher) SW 10 2x unter der Schwarzen Abdeckung auf der GXX draufsteht. Stecker Kühlwasserstand trennen auch den Stecker für den Bremsflüssigkeitsstand abmachen. Den Kühlwasserbehälter nach oben abziehen und nach vorn klappen. Unterdruckschlauch am Verstärker entfernen.

Jetzt mit Vorsicht auf Schläuche und Kabel den Hauptbremszylinder (HBZ) nach vorn biegen und entgegen dem Uhrzeigersinn ca 45° nach links drehen (davorstehend) ,dabei den Bremskraftverstärker ausfädeln. Nicht mit roher Gewalt vorgehen, die Bremsleitungen und sonstigen Teile sollten heil bleiben. Der Bremsflüssigkeitsbehälter liegt jetzt schief , auf austretende Bremsflüssigkeit achten.

Die beiden Teile nebeneinander legen und vergleichen , beim Doppelmembrane ist die Stange ca 10mm kürzer, was eine andere Stellung des Pedals zur Folge hat! (siehe auch oben) Auf der Anderen Seite sollte der Stift gleich weit zurückstehen ( ca 23mm)


Nachdem man sich überzeugt hat das der Bus an der Stelle keine präventive Rostbehandlung braucht, das Ganze mit dem anderen Verstärker retour, ebenso mit der Nötigen Vorsicht. Das die Dichtung zur Karosse vorhanden und IO ist, ist klar .Jetzt ist es schwieriger da das Teil dicker ist. Ganz wichtig das der Drückstift des Bremskraftverstärkers in den Zylinder des HBZ einfädelt. Wichtig, erst die Schrauben/Bolzen des HBZ einfädeln dann die 4 Schrauben im Fußraum befestigen.

Sollte man vorhaben sowieso den Hauptbremszylinder zu erneuern dann alles in einem Zuge , macht einiges Einfacher da die Bremsleitungen dann sowieso getrennt werden.


Beim Zurückdrehen/drücken des HBZ darauf achten das die Bremsleitung wieder einigermaßen Spannungsfrei mitkommen , evt. mit der Hand die Leitungen einzeln etwas "überbiegen" um die Spannung zu nehmen. Überwürfe der Bremsleitung auf festen Sitz prüfen. SW11

Muttern des Bremskraftverstärkers mit etwas Schraubensicherung ansetzen und festziehen. HBZ 20 Nm Fußraum 25 Nm .

Beide Klips am Kupplungspedal ab machen ( evt. etwas anders bei Seilzug Kupplung edit : by ChegeWara Bei T4 mit Kupplungszug unbedingt ERST im Motorraum den Kupplungszug bzw. die automatische Nachstellung zusammendrücken und fixieren. Dann gibt es am Pedal nur den Clip am Bolzen, oben ist der Kupplungszug nur eingehängt. ) Pedal rausnehmen, den Bolzen auf dem auch das Bremspedal lagert mit leichten Hammerschlägen Richtung Bremspedal lösen und dann herausdrücken. Bremspedal tauschen (leichter geschrieben als getan, mit der Feder ,ein Hilfsbolzen/dicker kurzer Schraubendreher von links kann helfen den richtigen Bolzen die Richtung zu weisen. Den Bolzen des Bremspedals (Betätigung) reinigen und neu fetten , einbauen, Knipser drauf. Das gleiche bei der Kupplung. Stecker des Bremslichtschalters aufstecken und den reingerutschten Stempel des Schalters so bis an das Pedal heranziehen das der Schalter bei nicht betätigter Bremse ein Stück hineingedrückt wird. Bremslicht testen! Bremsflüssigkeit wieder auffüllen.

Fertig ..? , noch nicht ganz im Stand ohne Laufenden Motor auf Bremsdruck testen und Motor mit getretener Bremse starten , das Pedal sollte jetzt durch Unterdruckhilfe einsinken .

Evt. muss die Bremse entlüftet werden da durch das Verdrehen des Bremsflüssigkeitsbehälters Luft in die Leitungen gelangt sein könnte.

Bevor man auf der Straße fährt, ruhig mal richtig drauflatschen und dann nach nach 1 m rollen nochmal testen !

Zum Vergleich der Pedale hier noch ein Foto, das untere ist das Pedal für den Doppelten BKV:

Pedale